Kira Levert, 18 Jahre, aus Mitte fragt: „Was ist wirklich wichtig im Leben?“
Herr Höff antwortet: Diese Frage könnte man ja als Steilvorlage für ein Statement großspuriger Gelehrsamkeit auffassen. Schade nur, dass ich so gelehrt nicht bin.
Vor allem ist zu überlegen, ob es wirklich etwas gibt, das allgemeinverbindlich wichtig ist. Wichtig scheint mir, dass man sich bewusst ist, frei zu sein. Unabhängig von örtlichen und zeitlichen Beschränkungen, bleibt jedem der Freiraum für eigene Entscheidungen.
Philosophen unterscheiden zwischen der Existenz, dem unbestimmten Da-Sein und der Essenz, dem durch unser freies Handeln definierten So-Sein. Auch wenn man nicht bewusst einen Lebensentwurf plant, entsteht aus der Summe unserer Handlungen und Entscheidungen, der Bejahung oder Ablehnung von Werten, ein individuelles Lebensgefüge, das sich von Person zu Person unterscheidet. Das „wirklich Wichtige“ bestimmt also jeder für sich.
Natürlich kann man dabei auch Fehler machen. Jean Paul Sartre beschreibt in dem Drama „Bei geschlossenen Türen“ drei Personen, die in die Hölle kommen. Voll Angst erwarten sie den Teufel mit glühenden Zangen. Stattdessen werden sie jedoch höflich von Kellnern empfangen und in ein nicht verschlossenes Zimmer geführt. Ihre Erleichterung weicht schnell Verzweiflung, als sie erkennen, dass sie sich, da sie alle Egoisten sind, gegenseitig die Hölle bereiten.
Der Philosoph Immanuel Kant formuliert eine einfache Richtlinie: Handle so, dass dein Handeln einem Gesetz für alle entsprechen könnte. Ähnlich steht es in der Bibel: Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt. Bei aller Unterschiedlichkeit unserer persönlichen Einstellungen sollten wir also nicht vergessen, dass wir in einem sozialen Umfeld leben und uns nicht gegenseitig das Leben zur Hölle machen.
Dein Manfred