Prominent gefragt: Monsieur Bonaparte


Monsieur Bonaparte ist das Mastermind der Rockband Bonaparte. (Foto: Duplex Caesar)

Monsieur Bonaparte fragt die Jugendredaktion: „Du hast im Hier und Jetzt die Möglichkeit, beliebige drei Dinge zu verändern, sei es im Wesen des Menschen, in der Politik, in deiner Stadt, im Umgang mit der Natur … Was würdest du verändern und warum?“

Die Jugendredaktion antwortet: Sehr 
geehrter Monsieur Bonaparte,
Ihre Frage ist ein Geschenk an alle Träumer, Weltverbesserer und Utopisten. Sie weckt Erinnerungen an die Kindheit, als man versuchte, mit Bausteinen die Welt in einem Idealzustand neu zu errichten.


Auch heute noch ist die Vorstellung, die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Gesellschaft verändern zu können, euphorisierend. Die drei Dinge, die ich ändern würde, wären: Toleranz und Solidarität müssten den menschlichen Charakter ausweisen, die Bevölkerung müsste in vielfältiger Form an demokratischen Prozessen teilnehmen, zusätzlich zum routinierten Gang zur Wahlurne, und der vermeintliche Widerspruch zwischen wirtschaftlichem Profit und nachhaltiger Ökologie müsste aufgehoben werden. Im Glauben, dass dadurch die Grundvoraussetzungen für ein menschliches Mitein-ander gegeben wären, ist mir nach Aufatmen zumute, bis der Alltag mich wieder in die Wirklichkeit zurückholt.


Macht den Deutschen Lust auf aktive Politik: das Bauprojekt Stuttgart 21. (Foto: dpa/Uwe Anspach)

Ihre Frage nach unseren Wünschen führt hin zur der Frage nach deren Verwirklichung. Leider hat uns das Leben oft genug gezeigt, dass in den seltensten Fällen eine Fee kommt und unsere drei Wünsche erfüllt. Soll man trotzig und laut „Anti, Anti!“ schreien und die Scheuklappen aufsetzen, damit der eigene Wille in dieser oder jener Sache durchgeboxt wird? Oder sind Kompromisse nötig zur Aufrechterhaltung der pluralistischen Gesellschaft?


Die Konsequenzen von Starrsinn lassen sich gut an den Kontroversen um Stuttgart 21 nachvollziehen. Innerhalb von wenigen Wochen entwickelte sich das umstrittene Bauprojekt zu einer sich über das gesamte Bundesgebiet erstreckenden Grundsatzdiskussion über die Beziehung zwischen Staats- und Volkswillen, die ihren Höhepunkt im indiskutablen Polizeieinsatz am 30. September fand. Die Ereignisse sind auch deshalb so interessant, weil sie zeigen, dass das deutsche Volk nicht so politikverdrossen ist, wie gern behauptet wird. Es offenbart sich im Gegenteil das Potenzial und die Willenskraft, sich aktiv in der Gesellschaft zu engagieren.


Bitte entschuldigen Sie, dass ich von Ihrer Frage etwas abgewichen bin. Aber ist das Schöne an Fragen nicht, dass sie einen Dominoeffekt in sich verbergen? Beantwortet man eine, ergeben sich Hunderte neue, 
die ebenfalls nach einer Antwort verlangen.


Ihr Maximilian Hennig (18 Jahre)

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