Kay Köppens Kolumne klärt auf: Was ist ein "Schweizer Riegel"?

In Folge 3 unseres WM-Bilderrätsels haben wir nach dem „Schweizer Riegel“ gesucht. Aber was ist das?


Kay Köppens Kolumne klärt auf! Foto: privat

So mancher Fußballabstinenzler aber auch Experte kommt gern ins Grübeln, wenn ihm bei der WM-Berichterstattung erklärt wird, unsere deutsche Nationalmannschaft spiele mit einem 4-2-3-1 oder gar einem 4-2-1-2-1. Wider aller logischen Vermutungen handelt es sich dabei nicht um die Einteilung der wöchentlichen Trainingseinheiten oder um die Telefonnummer des Bundestrainers, sondern um den Versuch eines Sportjournalisten, sich als ganz großer Kenner hervorzutun.


Ursprünglich haben Sportreporter das Spielsystem auf diese prägnante Art und Weise zusammenzugefasst, um so dem Zuschauer mitzuteilen mit wievielen Abwehrspielern, Mittelfeldakteuren und Angreifern eine Mannschaft spielt. So waren gängige Systeme ein 3-4-3, 4-4-2 oder auch 3-5-2.


Ein 4-2-1-2-1 bedeutet also nichts anderes al 4 Verteidiger, 2 defensive Mittelfeldspieler, 1  zentraler Mittelfeldspieler, 2 Außenstürmer und 1 Mittelstürmer.
Diese peinlich genaue Einteilung der Positionen kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern geht auf eine taktische Schöpfung des schweizer Nationaltrainer Karl Rappan zurück: Den Schweizer Riegel. Dieses System ist extrem ergebnisorientiert und hat nicht das Ziel möglichst viele Tore zu erzielen, sondern keine oder so wenig wie möglich Tore zu kassieren.
Rappan spielte daher  mit fünf Verteidigern, von denen einer eine bosondere Aufgabe hatte. Drei spielten als reguläre Verteidiger, einer spielte direkt vor ihnen und einer lief auf einer Linie zwischen Tor und Verteidigern immer hin und her (1-3-1-…). Da letzterer seine Postion je nach Position des Balles frei „verschieben“ konnte, nannte man ihn den Schweizer Riegel.


Seither hat man lange Zeit von solch defensiven und riskanten Strategien abgesehen oder nur in besonderen Situationen Gebrauch gemacht. Wie erfolgreich der schweizer Riegel jedoch Tore verhindert, hat uns bei dieser WM der schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld bewiesen. Vor gerade zwei Wochen gelang es seinen scheinbar chancenlosen Mannschaft mithilfe des Schweizer Riegels den Europameister Spanien zu schlagen. In dem Spiel seiner Mannschaft gegen Chile am vergangenen Montag kassierten die Schweizer zwar eine 0:1-Niederlage, hatten bis dato aber 557 Spielminuten lang in keinem WM-Spiel ein Gegentor kassiert.  Das war vor ihnen noch keiner Mannschaft gelungen.


Bevor unsere Eidgenossen aber gleich in Jubel ausbrechen und fragen, wer’s denn erfunden hätt‘, sei jedoch daran erinnert, dass der ehemalige schweizer Nationaltrainer Karl Rappan gar kein Schweizer war…


Euer Kay Köppen mit seiner klärenden Kolumne

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