Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen soll unsozial und egoistisch sein. Das behauptet zumindest eine neue Studie. Ob das wirklich stimmt, ist zu bezweifeln.
Wem gehört das letzte Pizzastück? Laut einer Studie der Universität Bielefeld würden viele Kinder und Jugendliche sagen: „Meins!“ Denn rund ein Fünftel der Kinder (6 bis 11 Jahre) und ein Drittel der Jugendlichen (12 bis 16 Jahre) werden darin als egoistisch und wenig sozial eingestuft. Knapp 1000 Kinder und deren Eltern sollten im Rahmen der Studie Aussagen wie „Es macht mich traurig, wenn es anderen Kindern schlecht geht“ auf einer mehrstufigen Skala zustimmen oder nicht.
Das Ergebnis wurde von den meisten Medien unhinterfragt aufgenommen, viele nutzten auch die Formulierung „Generation Rücksichtslos“, die aus der offiziellen Pressemitteilung stammt. Viele erwachsene Leserinnen und Leser mutmaßen nun in den Kommentaren, warum das so ist. Wer ist schuld? Patchworkfamilien, das Internet, die Schulen?
Mobbing bleibt ein Problem
Dabei ist fraglich, ob es überhaupt nötig ist, nach Gründen zu suchen. Denn nicht vergessen sollte man, dass es sich um eine Studie handelt, bei der die Stichprobe aus Menschen aus Berlin, Köln und Leipzig bestand. Ob diese wirklich die Gesamtheit repräsentieren kann? Ich bezweifle außerdem, dass man durch einen Fragebogen verlässlich ermitteln kann, was „der Jugend“ wirklich wichtig ist.
Was mich allerdings nicht verwundert: Dass laut der Studie 29 Prozent der Jugendlichen dazu neigen, andere Gruppen und Schwächere abzuwerten. Mobbing mag als Thema in letzter Zeit vielleicht im Wahn der Klimawandelbekämpfung untergegangen sein, es ist aber leider immer noch aktuell.
Man kann die Studie nicht mit vorherigen vergleichen, es fehlen die entsprechenden Daten. Spannend fände ich allerdings auch, wie eine solche Studie mit Erwachsenen ausginge.
Von Kristina Vasilevskaja, 18 Jahre