Machste nix: Sommerzeit ist Schienenersatzverkehr-Zeit. Diese vier Typen triffst du in jedem Bus.
Sommer in Berlin bedeutet tanzen im Klunkerkranich, Köpperspringen im Freibad und frutarierfreundliches Eis schlecken im Mauerpark. Denkste, Puppe. Denn eigentlich verbringen wir einen Großteil der Ferien kuschelnd im Schienenersatzverkehr. Sommerzeit ist Baustellenzeit. Im Umgang mit der Extrafahrzeit und dem unfreiwilligen Austausch von Körperflüssigkeiten kristallisieren sich klare Typen heraus.
Allseits beliebt: „Die Stimme der Masse“ meckert und brabbelt laut vor sich hin, in der Hoffnung, von den Mitmenschen durch Kopfnicken oder gar Einstimmen Zuspruch zu erfahren. Denn Jammern verbindet.
Die meisten akzeptieren den Kuscheltransport als nervig, aber nicht zu ändern
Dabei würde den Großteil der Öffi-Kundschaft nicht einmal ein von Bus zu Bus tingelnder Dudelsackverein dazu bewegen, sich auf dem Heimweg von der Arbeit noch da hineinzusteigern. Untereinander tauschen sie nur schweigend kühle Blicke aus, hin und wieder in Verbindung mit zusammengepressten Lippen. Mit dem neuesten Schmöker in der Hand akzeptieren sie den Schienenersatzverkehr als das, was er ist: nervig, aber nicht zu ändern.
So auch jene, die noch zwei Wochen nach Baustellenbeginn am Bahnsteig warten und warten und warten, bis sie plötzlich mit großen Schritten und weit aufgerissenen Augen den Pfeilen am Boden zur Ersatzhaltestelle folgen. Ganz unauffällig huschen sie in den Bus, nicht aufmuckend, nichts Abfälliges äußernd.
Schwer haben es hingegen die Zuspätkommer. Trotz rekordverdächtiger Sprints bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als den nächsten Kuscheltransport zu nehmen. In 20 Minuten.
Beitragsbild: Robert Radke