Ein Bus der BVG
BVG-Bus

Dein wahres Gesicht zeigst du im SEV

Machste nix: Sommerzeit ist Schienenersatzverkehr-Zeit. Diese vier Typen triffst du in jedem Bus.

Sommer in Berlin bedeutet tanzen im Klunkerkranich, Köpperspringen im Freibad und frutarierfreundliches Eis schlecken im Mauerpark. Denkste, Puppe. Denn eigentlich verbringen wir einen Großteil der Ferien kuschelnd im Schienenersatzverkehr. Sommerzeit ist Baustellenzeit. Im Umgang mit der Extrafahrzeit und dem unfreiwilligen Austausch von Körperflüssigkeiten kristallisieren sich klare Typen heraus.

Allseits beliebt: „Die Stimme der Masse“ meckert und brabbelt laut vor sich hin, in der Hoffnung, von den Mitmenschen durch Kopfnicken oder gar Einstimmen Zuspruch zu erfahren. Denn Jammern verbindet.

Die meisten akzeptieren den Kuscheltransport als nervig, aber nicht zu ändern

Dabei würde den Großteil der Öffi-Kundschaft nicht einmal ein von Bus zu Bus tingelnder Dudelsackverein dazu bewegen, sich auf dem Heimweg von der Arbeit noch da hineinzusteigern. Untereinander tauschen sie nur schweigend kühle Blicke aus, hin und wieder in Verbindung mit zusammengepressten Lippen. Mit dem neuesten Schmöker in der Hand akzeptieren sie den Schienenersatzverkehr als das, was er ist: nervig, aber nicht zu ändern.

So auch jene, die noch zwei Wochen nach Baustellenbeginn am Bahnsteig warten und warten und warten, bis sie plötzlich mit großen Schritten und weit aufgerissenen Augen den Pfeilen am Boden zur Ersatzhaltestelle folgen. Ganz unauffällig huschen sie in den Bus, nicht aufmuckend, nichts Abfälliges äußernd.

Schwer haben es hingegen die Zuspätkommer. Trotz rekordverdächtiger Sprints bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als den nächsten Kuscheltransport zu nehmen. In 20 Minuten.

 

Beitragsbild: Robert Radke

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Kategorien Gesellschaft Spreewild Zwischendurch

Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.