Johanna, 17 Jahre, fragt: „Der neue Papst wird bejubelt. Warum treten trotzdem so viele Menschen aus der Kirche aus?“
Frau Haube antwortet: Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel darüber gelesen, dass sich Kirchen über Mitgliederschwund beklagen. Jedes scheidende Mitglied hat sicher einen Grund dafür, auszutreten. Der eine kann sich die Kirchensteuer vielleicht nicht mehr leisten, der andere findet die Gegenleistung, die er dafür erhält, zu gering, ein Dritter geht auch ohne „Mitgliedsbeitrag“ zu den Gottesdiensten. Das klingt alles nach sehr geschäftsmäßigem Denken, obwohl Glauben nichts Geschäftliches sein sollte. Andererseits: Die Kirche ist einer der größten Arbeitgeber des Landes. Es gibt viele Kirchenhäuser, Heime und Krankenhäuser zu verwalten und instand zu halten. Für mich als konfessionsloser Mensch sind die vielen Kirchen in jeder Stadt und auf dem Land als Treffpunkt für Kultur und Musik immer interessant und sehr willkommen. Gern bezahle ich dafür auch mit einer Spende für Strom, Wasser, Heizung. Aber ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es für mich (noch) keine passende offene, moderne Konfession gibt, der ich mich so zugehörig fühle, dass ich regelmäßig dafür zahlen würde, dass sie weiterbestehen kann. Vielleicht denken viele Leute inzwischen ähnlich und treten deshalb aus der Kirche aus? Die immer neu ans Tageslicht gelangten Missbrauchsskandale veranlassen sicher auch viele Leute, die Kirche zu verlassen.
Deine Frau Haube
Habt ihr auch eine Frage an unsere Alter Egos, die in allen Lebenslagen mit der Kraft der zwei Erfahrungsschätze Rat wissen? Schreibt uns an blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de