Prominent gefragt: Sonsee Neu

 

Sonsee Neu ist Schauspielerin. Am 1. April ist sie um 20.15 Uhr in der ARD im Tatort „Macht und Ohnmacht“ zu sehen. Foto: Hannes Casper

Sonsee Neu fragt die Jugendredaktion: „Sollte die Großschreibung in der deutschen Rechtschreibung abgeschafft werden, wie im Englischen?“

 

Die Jugendredaktion antwortet: Hallo Frau Neu, natürlich finden wir als Schüler es schwer, richtig schreiben zu lernen. Da gibt es so viele Regeln, und wenn man die dann alle kann, kommen auch noch die ganzen Ausnahmen hinzu. Aber: Die richtige Orthografie ist erlernbar. Das mag vielleicht nur den wenigsten wirklich Spaß machen, aber gerade deshalb kann es ja auch dazu dienen, die Fleißigen von den Faulen zu trennen. 
Ich finde zwar auch, dass die deutsche Sprache ab und an ihre Macken hat – und vielleicht ist die Groß- und Kleinschreibung eine davon –, aber das macht sie eben einzigartig.

 

Im Deutschen ist die Großschreibung ein Teil der Semantik. Deshalb kann sich die Bedeutung eines Satzes vollkommen verändern, wenn man, statt auf die Groß- und Kleinschreibung zu achten, einfach alles klein dahertippt. Man denke an das berühmte Beispiel „der gefangene Floh“ beziehungsweise „Der Gefangene floh“. Die Verwirrungen, die es mit sich bringen würde, nur kleinzuschreiben, kann man sich also sparen und alles so lassen, wie es ist. Damit sind Texte besser und schneller lesbar – und auch schreibbar: Die Kleinschreibung brächte ja keinen Zeitgewinn. Mir persönlich fiele es auch schwer, alles kleinzuschreiben  – wie wahrscheinlich den meisten, die nicht mehr die erste Klasse besuchen und das Schreiben gerade erst lernen –, zumindest, wenn es um „richtige“ Texte wie Schulaufsätze oder diese Antwort an Sie geht.

Konrad Duden: Wie hätte dem Autor des ersten orthografischen Wörterbuchs diese Promifrage gefallen? Foto: PD

 

In vielen Lebensbereichen würde uns Jugendliche die Abschaffung der Großschreibung andererseits kaum noch betreffen, weil wir zum Beispiel in SMS mit unseren Freunden quasi in Lautschrift kommunizieren: Da wimmelt es nur so von „hm“ und „äh“, und Groß- und Kleinbuchstaben kümmern erst recht niemanden. Und was die Erwachsenen betrifft, die haben noch eine ganz andere Orthografie gelernt und gucken sowieso schon komisch auf unsere Texte, selbst wenn wir uns an die geltenden Regeln halten. Denn viele von ihnen können, wenn es um Rechtschreibung geht, „neu“ und „falsch“ nicht unterscheiden. Wenn es nun auch noch die Großschreibung nicht mehr geben sollte … Irgendwie wäre eine solche Reform auch nicht konsequent: 2008 wurde offiziell ein Großbuchstabe für das ß eingeführt. Wenn es das jetzt schon in groß gibt, warum dann wieder klein werden? Vielleicht sollten wir zukünftig stattdessen alle Texte nur noch in Großbuchstaben verfassen – der Einfachheit halber!

 

Ihre Carola Wondrak (21 Jahre)

 

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