Von Marie-Thérèse Harasim, 23 Jahre
Von Dieter Bohlen lernen, wie man Kritik übt? Sich Sarah Connor als Mutter wünschen? Laut einer Kooperationsstudie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen tun das sehr viele der 6- bis 17-Jährigen in Deutschland.
Die Studie befasst sich mit den Gedanken der Kinder und Jugendlichen zu „Erlebnis-Castingshows“. Heraus kam, dass rund ein Drittel der Mädchen und zehn Prozent der Jungen eine Teilnahme an einer Castingshow anstreben. Zu ihren wichtigsten Beweggründen zählt nicht nur, dass sie von Freunden im Fernsehen gesehen würden, sondern auch, dass Lehrer und Eltern dann endlich sehen könnten, was in ihnen steckt.
Was zunächst nach einer nachvollziehbaren, womöglich sogar banalen Erklärung klingt, ist tatsächlich alles andere als das: Es ist doch absurd, dass schon Sechsjährige sich unterschätzt fühlen und ihre einzige Chance, sich zu beweisen, in Formaten wie „DSDS“ sehen. Deshalb sollte dieses Ergebnis ein Alarmsignal sein: Kinder brauchen mehr realistische Möglichkeiten, sich zu beweisen.
Mir persönlich wurde bereits in der Grundschule das Gefühl vermittelt, gefordert zu werden und in etwas wirklich gut zu sein. So hatte ich auf der Montessori-Schule zwei Stunden am Tag „Freiarbeit“, in deren Rahmen ich weitestgehend machen konnte, was ich wollte. So konnte ich meine persönliche Stärke – ja, tatsächlich Mathematik – ausbauen, während meine Mitschüler das gleiche mit ihren tun konnten. Wenn ich etwas nicht verstand, fragte ich einen Klassenkameraden, der sich auskannte, und umgekehrt erklärte ich Mathe. So wurde uns das Gefühl gegenseitiger Wertschätzung vermittelt.
Natürlich können und sollen nicht alle Kinder auf Montessori-Schulen gehen. Aber es ist nur ein Beispiel dafür, wie man Kindern zeigen kann, dass man ihnen etwas zutraut – statt sie Dieter Bohlen zu überlassen.