Weihnachten 2012 – 7. Türchen

Cordula Kehr, 21 Jahre aus Schöneberg fragt: „Die Adventszeit ist ja eine Zeit der Besinnlichkeit und generell neigt man gegen Jahresende dazu, das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Wenn du so auf 2012 zurückblickst, worüber findest du, wurde in der Öffentlichkeit zu wenig geredet, worüber zu viel?“

 

Herr Höff antwortet: Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass wichtige Themen im öffentlichen Diskurs nicht behandelt werden, befürchte aber, dass dies oft auf undifferenzierte Weise geschieht und Reden durch Gerede ersetzt wird.

 

Um die Frage also genau zu beantworten, muss man die Diskurslandschaft erst einmal differenzieren: Schließlich ist es ein Unterschied, ob am Stammtisch, in Boulevardzeitungen, auf Veranstaltungen, in Talksendungen oder in qualifizierten Tages- oder Wochezeitungen geredet beziehungsweise geschrieben wird.

 

Am Stammtisch wird man sich schnell auf pauschale Abwertungen einigen, egal um wen oder was es geht.

In den Boulevardzeitungen erfährt man zwar alles über in der letzten Woche entlaufene Kater und dass sich Oma XY den Fuß verstaucht hat, aber fast Nichts über das Weltgeschehen.

 

Veranstaltungen und Talksendungen befassen sich ja sowieso mit einem speziellen Thema, so dass der Vorwurf, dass sie nicht auch über andere Themen reden, nicht angemessen wäre.

Tages- oder Wochenzeitungen fokussieren sich oft übereinstimmend auf ein Thema, welches nicht selten aus unerfindlichen Gründen für das Wichtigste gehalten wird. Da entsteht der Eindruck, das die Journalisten wie eine Hundemeute eine Person jagen oder in einem Sachverhalt stochern, ohne dass sich wenigstens mal ein Presseorgan eigenständig und aus nicht schon breit getretener Perspektive der Sache annimmt. Jüngstes Beispiel war die Diskussion über die Einnahmen Steinbrücks für seine Reden. Tagelang wurde das Thema behandelt, auch wenn es gar nichts Neues zu berichten gab. Auf die Idee, herauszufinden, was andere Politiker  für Reden oder andere Nebentätigkeiten erhalten und damit einen sinnvollen Vergleich zu ermöglichen, kam niemand.

 

Zeitungen könnten mal das Thema der Obdachlosigkeit bearbeiten. Wie kann jemand obdachlos werden, wenn doch jeder Anspruch  auf ein Mindesteinkommen und das Geld für einen angemessenen Wohnraum hat. Und welche Möglichkeit hat ein Obdachloser, um wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen? Wohl kaum welche durch Almosen, die er sich erbettelt.

 

Dein Manfred

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.