Weihnachten 2012 – 6. Türchen

In der vergangenen Nacht kam der Nikolaus und die spreewild-Redaktion hofft, dass er alle Leser fleißig beschenkt hat. Immerhin überwiegt hierzulande die Vorfreude auf ihn, nicht die Angst vor ihm. Das ist in anderen Ländern ganz anders. Zum Beispiel in Österreich. Denn dort kommt der Nikolaus nicht allein, sondern hat sehr unheimliche Gesellen im Schlepptau: Statt wie in Deutschland selbst eine Rute mit sich zu führen, um diejenigen, die nicht artig waren, zu bestrafen, bringt der österreichische Nikolaus, im Volksmund „Nikolo“genannt, dämonische Helfer mit, die das für ihn erledigen. Die sogenannten Krampusse haben in der Vorstellung der meisten Kinder Fell am ganzen Leib, hässliche fratzenhafte Gesichter und Teufelshörner.

 

Abhängig von der Region finden am 5. oder 6. Dezember in vielen Österreichischen Städten und Gemeinden sogenannte Krampusläufe statt, bei denen mehrere als Krampusse verkleidete Menschen (meist junge Männer) angeführt von einem Nikolo durch die Stadt ziehen und die Menschen erschrecken.

Besonders unheimlich sind die Läufe vor allem, da die Krampuskostüme, die meist aus Schafs- oder Ziegenfell und einer schweren Holzmaske bestehen, wirklich den ganzen Körper verhüllen. Ursprünglich machte das für die breite Bevölkerung überhaupt den Reiz der Läufe aus: In kleineren Orten wurde auf diese Weise früher die Hierarchie für kurze Zeit außer Kraft gesetzt – die ärmeren Bewohner konnten die mächtigen Gutsherren verprügeln, ohne dafür bestraft zu werden. Denn obwohl faktisch jeder wusste, wer wen schlug, weil er noch ein Hühnchen zu rupfen hatte, konnte am nächsten Tag niemand mit Bestimmtheit sagen, ob derjenige tatsächlich in dem Kostüm gesteckt hatte.

 

Heute sind Krampusläufe indes nichts mehr für ganz arme Menschen: Die Kostüme muss man im Fachhandel kaufen, sie sind aus hochwertigen Materialien und können leicht bis zu mehreren hundert Euro kosten.

 

Vivian Yurdakul (23 Jahre)

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Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

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