Coronavirus
Ja oder nein? Gespannt wartet unsere Autorin auf das Ergebnis, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert hat oder nicht.

So kompliziert ist es, sich auf Corona testen zu lassen

Unsere Autorin befürchtet bei sich eine Infektion mit dem Coronavirus. Sie möchte sich testen lassen. Aber das ist gar nicht so leicht, wie man denken könnte. Ein Erfahrungsbericht.

Von einer Spreewild-Autorin, die diesen Text lieber anonym veröffentlichen möchte

Eigentlich ließ ich mich von der Coronavirus-Panik nicht anstecken. Ich tat die allgemeine Angst vor eher als Hysterie ab. Weder kaufte ich tütenweise Nudeln noch nutze ich mehr Handdesinfektion als sonst.

Doch als Anfang vergangener Woche eine Bekannte von mir positiv auf Corona getestet wurde, erschrak ich doch und kam ins Grübeln: Könnte auch ich mich bei ihr angesteckt haben? Habe ich den Virus vielleicht sogar schon weitergetragen? Täglich komme ich mit vielen Menschen in Kontakt und arbeite in einem Großraumbüro. Ein Paradies für Krankheitserreger!

Wirkliche Symptome hatte ich nicht. Ein bisschen Halskratzen und Schnupfen vielleicht – eben typisch für die Winterzeit. Doch die mir bekannte Coronavirus-Patientin zeigte auch keine Symptome. Nach Berechnungen der Inkubationszeit stand fest, dass auf jeden Fall die Möglichkeit einer Infektion bestand. Mir war klar: Ich muss mich testen lassen. Aber wie?

An den Hotlines geht niemand ran

Zusammen mit meinen Mitbewohnern, die bei sich auch ein Risiko befürchteten, rief ich zig Ärzte aus der Gegend und verschiedene Hotlines an, die man laut Internet anrufen soll, wenn man befürchtet, sich infiziert zu haben. Alle Ärzte wiesen uns direkt ab und wurden beim Stichwort „Corona“ fast panisch. Wir dürften auf gar keinen Fall vorbeikommen. Es sei sehr gut möglich, dass wir uns infiziert hätten und sollten aufgrund der Ansteckungsgefahr zu Hause bleiben und uns lediglich an die offiziellen Hotlines wenden. Diese würden uns eine geeignete Teststelle vermitteln.

Als riefen wir wieder die Hotlines durch. Drei Stunden später waren wir kein Stück näher am Test. Nach mehreren vorgespielten Tonaufnahmen und über einer halben Stunde in der Warteschleife hatten wir immer noch keine Auskunft bekommen. Wir waren nur noch genervt. Nach einigen weiteren Versuchen gaben wir auf. Mittlerweile waren die Leitungen der Hotlines komplett dicht und es ertönte nur noch das Besetztzeichen. Hier kamen wir nicht weiter.

Wir fühlten uns allein gelassen

Als sich am nächsten Tag das gleiche Spiel wiederholte und alle Leitungen besetzt blieben, erkundigten wir uns nach Alternativen. Doch auch hier wurden wir enttäuscht. Einzig die Charité hatte in ganz Berlin eine Teststelle eingerichtet. Diese soll jedoch hoffnungslos überlaufen sein und lediglich Patienten mit starken Symptomen testen.

Wir fühlten uns allein gelassen. Natürlich könnten wir wieder unserem normalen Alltag nachgehen, hatten wir ja sowieso kaum ernstzunehmende Symptome. Doch die Angst, vielleicht andere anzustecken, blieb.

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Ein Lichtblick

Dass am Montag fünf weitere Corona-Anlaufstellen ihre Türen in Berlin öffnen würden, war ein erster Lichtblick für uns. Prophylaktisch blieben wir alle unseren Arbeitsstellen fern. Nach einem Wochenende isoliert in der Wohnung ging es am Montag endlich zum Test. Abgeschreckt vom Massenandrang an der Charité sind wir schon eine Stunde vor der offiziellen Öffnungszeit am Vivantes Krankenhaus Prenzlauer Berg. Mit uns warten bereits acht weitere Personen auf den Einlass um 10 Uhr, einige mit Mundschutz, andere mit provisorisch um den Mund gebundenen Schals. Wirklich krank sah hier aber niemand aus.

Eine halbe Stunde später ist die Anzahl der Wartenden auf 15 gestiegen. Kurz vor Einlassbeginn stehen weit über 30 Leute vor dem Gebäude. Das Ende der Schlange ist von meinem Standpunkt aus nicht zu sehen. Langsam werden die meisten unruhig, blicken immer wieder auf die Uhr. Mit einer Verspätung von fast 30 Minuten dürfen wir endlich rein, bekommen einen Mundschutz und eine Wartenummer.

So lief der Test ab

Nach und nach strömt die Menge in den nüchternen Warteraum. Nach Aufrufen der Nummer wandert man nun von Schalter zu Schalter, redet mit verschiedenen MitarbeiterInnen durch eine Glasscheibe und gibt seine Kontakt- und Versicherungsdaten an. Die Warterei zieht sich. Ein kurzes Gespräch mit einem Arzt entscheidet letztendlich, ob ein Corona-Test ratsam ist oder nicht.

Nach dessen Überweisung zur Abstrichnahme muss ich mich ein letztes Mal setzen und auf das Ausrufen meiner Nummer warten. Ich bin froh, bald aus dem Raum herauszukommen. Die Stimmung ist irgendwie angespannt. Leises Gemurmel, hin und wieder ein Husten und manchmal auch ein Lachen. Jeder trägt einen Mundschutz. Ich sehe zwei Teenagerinnen ein Selfie von sich machen. Andere melden sich am Telefon bei ihrer Arbeitsstelle krank. Ich höre einen Wartenden zur Frau neben sich sagen: „Das heißt dann wohl zwei Wochen Netflix.“ Noch haben wir unsere Resultate jedoch nicht.

Zur letzten Station geht es in ein kleines Behandlungszimmer. Ein Mitarbeiter in Schutzkleidung nimmt einen Abstrich aus meinem Mund und meiner Nase. Dann ist es geschafft. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden kann ich nun endlich wieder nach Hause. Auf meinem Weg nach draußen laufe ich an der enormen Schlange vor der Anlaufstelle dabei. Über 40 Leute warten draußen auf ihre Wartenummer. Das wird ein langer Tag für sie und die Ärzte.

Für mich heißt es nun – warten. Innerhalb des nächsten Tages sollte ich das Ergebnis meines Tests erfahren. Damit kann endlich wieder der normale Trott des Alltags weitergehen. Hoffentlich.

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