Marco Schreyl fragt: „Warum geht Flirten ohne Handy nicht mehr?“
Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Marco, die moderne Technik ermöglicht uns etwas, das vorher beim Flirten nicht möglich war: Wir können, ganz ohne Gefühle zu zeigen, sogar ohne zu überlegen, etwas sagen beziehungsweise schreiben. Man kann anonym bleiben und sich besser darstellen, als man in Wirklichkeit ist. Das Internet erlaubt uns, Dinge, für die man eigentlich mutig sein muss, zu tun, ohne wirklich Mut aufzubringen. Ich kann jemandem schreiben, wie heiß er ist, und muss ihm dabei nicht zeigen, dass ich rot werde. Es braucht keine schnelle Auffassungsgabe, um so zu flirten, weil uns überlassen ist, wann wir antworten. Ich kann meinen Freundinnen den Chatverlauf senden und mit ihnen diskutieren, was ich am besten antworte. Und der andere wird es nie erfahren. Ich kann sogar jemand anderen für mich schreiben lassen, damit der Chatpartner mich eventuell für klüger oder aufregender hält.
Dadurch, dass wir an diese Bequemlichkeit gewöhnt sind, trauen wir uns aber nicht mehr, Leute auf der Straße anzusprechen oder im Café das Objekt der Begierde auf einen Cappuccino einzuladen. Das liegt auch daran, dass ich dann plötzlich erklären müsste, warum ich einem Fremden Avancen mache. Bei Facebook etwa, das ja heute auch bei den meisten Jugendlichen auf dem Handy läuft, ist das anders. Ich kann jemandem, der mir gefällt, eine Freundschaftsanfrage senden, und falls er fragt, warum ich mit ihm befreundet sein möchte, kann ich einfach sagen: „Dein Profilbild sieht gut aus.“ Und falls der andere nicht die gewünschte Reaktion auf meine Nachricht zeigt, kann ich schreiben: „Sorry, falscher Chat, ich wollte eigentlich jemand anderen anschreiben.“
Ich glaube, dass uns der Luxus, uns nicht mehr blamieren und nicht mehr verletzlich machen zu müssen, dazu führt, dass Flirten ohne Handy nicht mehr funktioniert.
Deine Anastasia Barner (16 Jahre)