Alter Ego

Zwischen Jugend und Alter liegen manchmal solche Weiten, dass die eine Generation die jeweils andere wie ein weit entferntes Land oder gar einen fremden Planeten wahrnimmt. Die Menschen dort scheinen eine unverständliche Sprache zu sprechen und eigenartigen Gewohnheiten nachzugehen.


Die Jugendredaktion versucht hiermit einen Schritt der Annäherung. Natürlich sind wir überzeugt, dass wir trotz der wenigen Jahre auf dem noch nicht vorhandenen Buckel bereits den vollen Durchblick haben. Aber in manchen schwachen Momenten sehnen wir uns eben doch nach der Schulter und dem Rat eines weisen und verständnisvollen Menschen mit viel Lebenserfahrung.


In monatelangen Castings haben wir nach unseren Alter Egos gesucht, einem Superopa und einer Superoma, die uns Antwort auf unsere Fragen geben. Durchgesetzt haben sich Rosi Haube und Manfred Höff, die unter allen Bewerbern die besten Alter Ego-Qualitäten bewiesen haben. Ihre Kolumne wird ab sofort im wöchentlichen Wechsel mit unserer Rubrik „Prominente Frage“ erscheinen, in der sich die deutsche Prominenz mit ihren Fragen wiederum an uns wendet. Ein stetes Hin und Her, aber genau so etwas braucht eine gute Gesellschaft eben: fragen, antworten, sich füreinander interessieren.


Wenn ihr unsere Alter Egos besser kennenlernen oder Kommentare zu ihren Altersweisheiten abgeben wollt, dann könnt ihr das direkt über die Kommentarfunktion auf dieser Seite machen. Hier könnt ihr den beiden auch Fragen stellen, die sie dann auf der Jugendseite beantworten werden.


Rosi Haube: Frau Haube ist ihr Alter kaum anzusehen. Unsere wiederholten Nachfragen ließ sie mit der Nennung von biblischen Zahlen ins Leere laufen, so dass wir zu der Annahme gekommen sind, dass Frau Haube zwar schon seit zwei Jahren den offiziellen Titel „Oma“ trägt, im Geiste aber noch quirlige 16 Jahre alt ist. Und wirklich scheinen wir mit ihr die im Hühnerstall Motorrad fahrende Oma gefunden zu haben. Denn von Motorradtouren durch Dänemark bis hin zu gelegentlichen Besuchen von Heavy-Metal-Konzerten, gibt es nichts, was Frau Haube sich nicht zutrauen würde. Mehrmals die Woche übt sie sich zusammen mit ihrer Sportgruppe TG Saurier in diversen Sportarten und nimmt an Wettkämpfen teil. Ihren Mann, so erzählte sie uns, habe sie, nachdem sie ihn im Fahrstuhl getroffen hatte, ohne zu zögern zum Kaffee eingeladen. Zwei Töchter, eine kleine Enkelin und ihre auch im Alter bewahrte Jugend macht Frau Haube zu einer Spezialistin für Fragen, die man eigentlich dem besten Freund oder der besten Freundin stellen würde, würde denen nicht die Erfahrung des Alters fehlen.


Manfred Höff: Herr Höff ist eigentlich ein viel beschäftigter Mann. Obwohl er sich nach langer Arbeit als Verlagsvertreter schon vor vier Jahren des Rentenalters verdient gemacht hat, ist er immer noch oft unterwegs und folgt seiner Leidenschaft für die Bücher. Dass er für uns dennoch die Zeit findet die bislang ungehörten Fragen der Jugend zu beantworten, verdanken wir allein seinem außergewöhnlichem Engagement. Dieses müssen wir uns allerdings teilen, denn nebenbei findet Herr Höff auch noch die Zeit sich ehrenamtlich beim Caritas-Migrationsdienst zu engagieren. Die ausführliche Beschäftigung mit der Literatur macht Herrn Höff zu einem Spezialisten für Fragen, die nicht nur das Alter, sondern auch die kniffligen Bereiche der Moral und Philosophie betreffen.