Wie dir das Heimweg-Telefon hilft, angstfrei von der Party nach Hause zu kommen

Wer sich auf dem Weg von der Party nach Hause verfolgt oder unsicher fühlt, kann das Heimweg-Telefon anrufen

Oft war ihr mulmig zumute, wenn sie von einer Feier oder Veranstaltung kommend durch Berlins dunkle Straßen nach Hause lief. Dann rief Frances Berger ihre Mutter an, um sich ablenken zu lassen. Mit Anabell Schuchhardt kam die Berlinerin dann auf die Idee des Heimwegtelefons, einer Telefonhotline, die man anruft, um jemanden zum reden zu haben.

Knapp fünf Jahre ist das her. Die Anfänge seien etwas holprig gewesen, erinnert sich Anne Barten, die heute fester Teil der Initiative ist: „Entweder gab es zu viele Anrufer für zu wenig Telefonisten oder andersrum“, berichtet sie. Dann wandten sie sich an die Presse und warben im persönlichen Umfeld für die Hotline. Mit Erfolg: Allein in diesem Jahr stieg die Zahl der Facebook-Fans von 3 000 auf aktuell rund 18 000. „Ich vermute, dass unsere Anruferzahlen wegen Ereignissen wie jenen in der Silvesternacht in Köln so angestiegen sind“, sagt Barten.

Frances Berger und Anne Barten. Foto: Heimweg-Telefon

Betrieben wird das Heimwegtelefon ausschließlich von Ehrenamtlichen. Insgesamt 45 Helfer sitzen deutschlandweit am Wochenende an den Telefonen und warten auf Anrufe. Haben sie jemanden am Hörer, fragen sie ihn nach dem aktuellen Standort und wo es hingehen soll. Der Helfer am Telefon gibt die Adressen bei Google Maps ein und weiß dadurch genau, wo sich der Anrufer befindet. In gefährlichen Situationen könnte er so schnell die Polizei rufen. „Außerdem versuchen wir die Anrufer abzulenken. Wir sprechen mit ihnen über den letzten Kinobesuch oder wie die Party war, von der sie kommen“, erzählt Barten. So soll aufflammende Angst im Keim erstickt werden. „Denn wenn jemand Angst hat, strahlt er das aus, er läuft beispielsweise gebückt und drängt sich somit selbst in eine Opferrolle.“

Meist würden Frauen zwischen 20 und 30 Jahren anrufen, dabei ist das Heimwegtelefon, entgegen verbreiteter Annahmen, für jedermann gedacht. Langsam spricht sich das rum. Mittlerweile seien zehn Prozent der Anrufer männlich. In Zukunft soll eine kostenlose Hotline angeboten werden und das Heimwegtelefon auch unter der Woche erreichbar sein.

Roswitha Engelen, 21 Jahre

Zu erreichen ist das Heimwegtelefon unter 030–120 41 82, Do 20 bis 0 Uhr, Fr/Sa 20 bis 4 Uhr. Mehr Infos unter www.heimwegtelefon.de

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