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Nichts essen, nichts trinken: Heute endet der Ramadan. Zwei junge Muslima erzählen

Der morgige Tag ist für Beyza und Aida ein besonderer. Denn dann wird das Zuckerfest gefeiert, das Fest des Fastenbrechens.

Die Männer gehen frühmorgens in die Moschee, um zu beten. Anschließend frühstückt die gesamte Familie zum ersten Mal seit einem Monat. Freunde und Verwandte werden besucht, die Kinder bekommen Süßigkeiten geschenkt. Seit dem 6. Juni haben die 19-jährige Beyza und die 18-jährige Aida gefastet. Der neunte Monat des islamischen Kalenders, der Ramadan, steht ganz im Sinne der religiösen Frömmigkeit. Es ist der Monat, in welchem Mohammed, dem islamischen Propheten, der Koran offenbart wurde. Vier Wochen lang haben die Studentinnen tagsüber auf Speisen und Getränke verzichtet. Sobald die Sonne untergegangen war, haben sie, nach altem Brauch, das Fasten mit Datteln und Wasser gebrochen.
Viele muslimische Jugendliche folgen dieser Tradition, welche Teil der fünf Säulen des Islam ist. Beyza und Aida gehen ihrer religiösen Pflicht seit ihrem 13. Lebensjahr nach. „Es gibt verschiedene Stufen der Enthaltsamkeit“, erklärt Beyza. „Grundsätzlich sollte man neben dem Verzicht auf Essen und Trinken alles vermeiden, was im Islam als nicht gut angesehen wird. Dazu gehört auch lügen, aufreizende Kleidung, Schminke oder sogar Musik.“ Welchen Dingen man jedoch zusätzlich entsagen will, entscheidet jeder Gläubige für sich.
Darüber, wie gesund das Fasten für Jugendliche ist, wird gestritten. Viele Ärzte warnen vor Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Kreislaufkollapsen. Auch aus ihrem privaten Umfeld sind Beyza und Aida Vorbehalte gewohnt. Viele ihrer Freunde sind nicht muslimisch. Sätze wie „Das kann doch nicht gesund sein“ kennen sie. Die Studentinnen empfinden das jedoch anders: „Das Fasten ist mit nie sehr schwergefallen. Wenn ich an anderen Tagen im Jahr auf Essen und Trinken verzichten müsste, würde mir das mehr Schwierigkeiten bereiten“, meint Beyza.
Selbstdisziplin üben und seinen Geist reinigen – darum geht es den jungen Frauen. Der Magen erhält eine Auszeit von der ständigen Essensverarbeitung, der Körper säubert sich. Dennoch raten beide, mit dem Fasten bis nach der Grundschulzeit zu warten.
Für diejenigen, denen das Fasten Schwierigkeiten bereitet, haben sie einige Tipps parat: Vor dem Beginn des Fastens reichlich Wasser trinken, den Verzehr von zucker- und fetthaltigen Gerichten minimieren und ganz viele Kohlenhydrate essen. Auf Leistungssport sollte gänzlich verzichtet werden. Und wenn möglich, vor dem Fastenbrechen kurz schlafen – um Energie zu tanken und damit die Zeit schneller vergeht.

von Salonika Hutidi

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Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

Immer auf dem Sprung zu neuen Themengebieten möchte ich die Gegebenheiten der Welt aufdecken. Was ich da machen kann? Schreiben! Schreiben, über den Sinn des Lebens. Schreiben, über UN-Konventionen und Kinderschokolade. Schreiben, über die täglichen Erfahrungen eines ehemaligen Mitgliedes von Scientology. Mit großer Leidenschaft zur Recherche versuche ich die Welt besser zu verstehen und möchte alle Leser daran teilhaben lassen. Spreewild nutze ich dabei gerne um Themen anzusprechen, die im gesellschaftlichen Salon absichtlich vergessen bleiben. Das Unausgesprochene aussprechen. Die Tatsachen auf den Tisch packen. Das ist für mich Journalismus.