Pünktlich zum Start der EM ist plötzlich jeder fußballbegeistert und obendrein ein Besserwisser. Aber wo sind all die Fans eigentlich, wenn mal keine EM ist?
Wenn 21 Uhr das erste EM-Spiel in Frankreich angepfiffen wird, ist nicht nur plötzlich jeder fußballbegeistert, sondern weiß auch alles besser als der Nationaltrainer. Selbst Mädchen, die sonst viel lieber GNTM denn Fußball schauen, sind auf einmal die größten Fans. Ob vor dem Fernseher, mit Freunden beim Public-Viewing oder in einer Kneipe: Überall brüllende Menschen, die sich die Haare raufen, weil Jogi Löw ihrer Meinung nach die vollkommen falsche Elf aufgestellt hat.
Schade nur, dass die ganzen Fans immer erst zur EM und WM auftauchen. In den zwei Jahren, in denen kein Großereignis stattfindet, gibt es in Berlin keine große Begeisterung für den Fußball. Bei Hertha BSC war das Olympiastadion in der Bundesliga nur zwei Mal ausverkauft und das auch nur gegen die beiden Tabellenführer aus München und Dortmund. Die Berliner haben mit 66,6 Prozent die schlechteste Auslastung der ganzen Liga. Zu den Heimspielen kommen im Schnitt 49.704 Zuschauer, was bei 75.000 Plätzen nicht sehr viel ist. Gerade im Olympiastadion, wo man durch die Tartanbahn nicht direkt am Spielrand sitzt, wären mehr Zuschauer sicherlich sehr förderlich für die Stimmung. Bis auf die Ostkurve, wo die treuen Hertha-Fans bei Heimspielen stehen, ist die Stimmung eher verhalten. Wenn das Olympiastadion mal ausverkauft ist, dann ist es ein herrlicher Schauplatz, was das jährliche DFB Pokal-Finale oder das letztjährige Champion League-Finale eindrücklich bewiesen haben.
Ich würde mir wünschen, dass all die vermeintlichen Fans ihre Euphorie auch nach dem 10. Juli aufrecht erhalten statt sie mit den Fanartikeln in einer Kiste zu verstauen.
Fragt Sonntag, beim ersten Gruppenspiel der Deutschen, eure Freunde doch mal, auf welchem Tabellenplatz Hertha BSC dieses Jahr gelandet ist. Falls du es selbst nicht weißt: Es war der siebte Platz.