ARCHIV - ILLUSTRATION - So genannte Legal High Produkte, die vom LKA Magdeburg sichergestellt wurden, liegen am 20.07.2012 zu Anschauungszwecken im Landeskriminalamt aus. Die Namen der mit synthetischen Drogen vermischten Kräutermischungen klingen harmlos und verführerisch: «Jamaican Gold», «Scoobie Snacks» oder der bekannteste Vertreter «Spice». Zusammengefasst werden sie unter «Legal Highs». «Doch sie sind alles andere als harmlos», sagt der Rostocker Rechtsmediziner Büttner. Foto: Pauline Willrodt/dpa (zu dpa «Zwei Tote nach Gebrauch von Modedroge «Legal High» in MV» vom 20.05.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Legal Highs: Herzstillstand aus dem Onlineshop

Jugendschutz.net versucht, gegen den Handel mit Legal Highs vorzugehen. Ein neues Gesetz vom Bund ist bereits in Arbeit.

Das Internet birgt viele Gefahren. Für unsere Generation, die Digital Natives, keine neue Erkenntnis. Von den sogenannten Legal Highs dürfte aber noch nicht jeder gehört haben: psycho­aktive Substanzen, die im Internet frei erhältlich sind und deren Vertreiber es auf die jugend­liche Zielgruppe abgesehen haben. Die Stoffe tragen unbeschwerte, verharmlosende Namen wie Crazy Monkey, Unicorn Magic Dust oder Beach Party. Die Wirkungsweisen sind verschieden. Manche gleichen Cannabis, andere eher Ecstasy.

Gratis­aktionen sollen ködern

Anlässlich des aktuellen Jahres­berichts von Jugendschutz.net, einer Jugendschutz­einrichtung der Bundesländer, verweisen nun das rheinland-pfälzische Jugend­ministerium und die Kommission für Jugend­medien­schutz auf die damit einhergehenden Gefahren. Nicht selten werden durch den Konsum Krämpfe, Herz­probleme und Panik­attacken ausgelöst, im vergangenen Jahr gab es allein hierzulande 39 Todesfälle. Perfide sind Gratis­aktionen der Anbieter, mit denen die junge Kundschaft geködert werden soll. Dass das Marketing auf fruchtbaren Boden fällt, zeigen die zahlreichen Face­book­gruppen zu Legal Highs, die teilweise rund 2 000 junge Mitglieder umfassen.

Ob brutale Gewalt­aufnahmen, Unfallfotos, Bildmaterial aus Kriegs­gebieten, Pornografie oder eben Online­shops für gefährliche Sub­stanzen. Die Plattform Jugendschutz.net hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Internet kinder- und jugend­sicherer zu machen. Die länder­über­greifende Stelle wurde 1997 von den Jugend­ministerien gegründet und ist an die Kommission für Jugend­medien­schutz angebunden. Die Arbeitsweise von Jugendschutz.net funktioniert so, dass das Team selber nach jugendgefährdenden Inhalten sucht, Hinweisen nachgeht und die Anbieter dazu drängt, ihre Online­angebote umzugestalten. Dies geschieht dann etwa durch Alters­sperren oder das Entfernen zwielichtiger Inhalte.

Politik reagiert

Seit Ende 2015 ergreift Jugendschutz.net auch Maßnahmen gegen Online­shops, die Legal Highs anbieten. Seitdem haben 21 Prozent der Vertriebe ihre Inhalte zu entsprechenden Sub­stanzen entfernt. 47 Prozent befinden sich in der Bearbeitungs­phase.

Auch die Politik hat auf die aktuelle Bedrohung reagiert: Ein Entwurf zum „Gesetz zur Bekämpfung der Verbreitung neuer psychoaktiver Stoffe“ ist bereits in Arbeit, unklar ist allerdings, wann es in Kraft treten wird. Fraglich bleibt darüber hinaus, ob der Entwurf alle Eventualitäten abdeckt und keinen Raum für Schlupflöcher lässt. Die armselige Reaktion der Anbieter ließ nicht lange auf sich warten: In Hinblick auf die drohende Reglementierung gibt es astronomische Rabatt­aktionen nach dem Alles-muss-raus-Prinzip. So ist leider nicht ausgeschlossen, dass die legalen Aufputscher weitere Todes­opfer fordern.

Ihr habt Hinweise auf Jugend­schutz­verstöße im Internet? Meldet sie unter www.jugendschutz.net/hotline

von Rabea Erradi

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Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

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