Hommage an Berlin: Eine Austauschschülerin aus Litauen hat ihre zweite Heimat gefunden

Auste war erst zweimal in Berlin – hat sich aber bereits über beide Ohren in unsere Stadt verliebt. Warum, erzählt sie in diesem Artikel:

Es war ein Sonntag, als wir in Berlin ankamen, und wir beschlossen, in den Mauerpark zu gehen. Obwohl ich erst zum zweiten Mal dort war, gehört der Flohmarkt schon zu meinen Lieblingsorten. Fasziniert beobachtete ich mit meinem Freund Rapolas den lustigen Auftritt eines Diabolo-Künstlers. Die Menschen schienen so glücklich, als gäbe es hier keine Probleme.

Im Naturkundemuseum habe ich ein kleines, wissbegieriges Mädchen getroffen, das gar nicht aufhören konnte, seiner Mutter Fragen zu stellen. Es war erst fünf Jahre alt. Auch eine Schulklasse habe ich gesehen. Unsere Lehrer in Litauen würden niemals auf die Idee kommen, mit uns ins Museum zu gehen.

Auste und ihr Freund Rapolas vor dem Brandenburger Tor. Foto: privat
Auste und ihr Freund Rapolas vor dem Brandenburger Tor. Foto: privat

Bei einem Spaziergang durch Mitte habe ich mich mit Rapolas verirrt. Nach einigem Umherlaufen trafen wir eine nette, alte Dame, die uns den Weg zeigte. Dabei kamen wir auf ihr Leben in der DDR zu sprechen. Sie erzählte, wie schwer es in dieser Zeit war, im getrennten Berlin zu leben. Sie meinte, das gebrochene Herz Deutschlands wäre nun wieder geheilt. Wir haben 20 Minuten mitei­nander gesprochen und ich war begeistert, wie viele offene und hilfsbereite Menschen in dieser Stadt leben.

Komische Erlebnisse hatte ich aber auch. Als ich mir ein paar Klamotten angeguckt habe, lief plötzlich ein nackter Mann den Gang entlang! Erst war ich nur verwirrt, dann fand ich den Anblick ziemlich eklig. Als ich meiner Berliner Freundin später davon berichtete, hat sie nur gelacht. Davon abgesehen war ich von der  bunten Einkaufswelt überrascht. Monki am Hackeschen Markt ist mir mit seinen verwirrenden Spiegelwänden und dem ganzen Glitzer besonders in Erinnerung geblieben.

Die vielen, kleinen Details, die diese Stadt ausmachen, zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Die Kellner tragen kein falsches Lächeln im Gesicht. Mir gefällt die Ordnung in euren Parks und dass so viele Leute Fahrrad fahren. Und ich mag die Freundlichkeit, obwohl einige von euch nicht wussten, wo Litauen liegt.

Von Auste Cechaviciute, 18 Jahre

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Kategorien Gefühle Zwischendurch

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