Foto: benstagramn

Australischer Hauptstädter ungechillt beim Urlaubsbild

Um ein Haar wäre unser Autor für dieses Foto verhaftet worden.

Die vergangenen Semesterferien verbrachte ich im Südosten Australiens. Neben den pulsierenden Metropolen Melbourne und Sydney besuchte ich auch die Hauptstadt Canberra, eine beschauliche Gartenstadt mit wenigen Hunderttausend Einwohnern. Passend zum Stadtgebiet war auch die dortige Einkaufspassage namens „Canberra Centre“ sehr weitläufig. Eine Straße verlief mitten durch das zweigeteilte Kaufhaus, was jedoch nicht störte, sondern interessant aussah.

Angelehnt an die Architektur des Gebäudes waren alle Ampeln aus glänzendem Chrom gefertigt. Um dieses Ensemble aus Verkehr und Einkaufszentrum festzuhalten, kniete ich mich mittig auf den Gehweg und zückte mein Handy. „Hey, weißt du nicht, dass es in Australien verboten ist, Personen ohne Einwilligung abzulichten?“, fuhr eine fremde Frau mich forsch von hinten an. Ich war verwirrt und gab mich unverständig. Doch vergebens. Die hysterische Kundin alarmierte einen Wachmann und verschwand in den Tiefen der Ladenpassage.

Der Mitarbeiter verlangte beharrlich von mir, alle Aufnahmen dieses Ortes zu löschen. Als ich mich als deutscher Tourist zu erkennen gab, kommentierte er, dass man es in diesem Teil der Welt eben etwas genauer mit der Privatsphäre nehme, und fragte provokant, ob ich denn nicht über die australische Rechtslage informiert worden sei. Kopfschüttelnd kehrte ich zurück zum nahe gelegenen Hostel. Dort informierte ich mich dann tatsächlich. Auf einer offiziellen Internetseite recherchierte ich, dass ein Recht am eigenen Bild in Australien überhaupt nicht existierte und das Fotografieren belebter Plätze nicht verboten war.

Foto: benstagramn
Foto: benstagramn

Also zurück zum Canberra Centre, um mein Schaffen zu vollenden. „Schon wieder du? Nein, jetzt muss ich die Personalien vermerken und die Polizei informieren!“, entsetzte sich der Wachmann erneut. „Momentchen mal“, beruhigte ich ihn und las ihm den Rechtsspruch vor, der meine Handlungen legitimierte. „Oh, ach so …“, schluckte er kurz und winkte dann pikiert ab: „Du bist hier im Urlaub, du sollst dir keine Gesetzestexte durchlesen! Das ist ein Kaufhaus, kauf doch einfach ein, oder mach um Himmels willen deine Fotos!“ Letzteres tat ich dann auch.

In unserer Rubrik „Kurioses & Famoses“ widmen wir uns den alltäglichen Kuriositäten und kleinen, fabulösen Fabelhaftigkeiten. Heute: die Welt steht Kopf in Australien.

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Kategorien Weggehen Zwischendurch

Ende 2013 wurde ich Mitglied der Jugendredaktion. In der Zwischenzeit hat sich mein Leben ganz schön verändert. Doch noch immer denke ich gern um die Ecke und habe oft unkonventionelle Vorstellungen. Die Tätigkeit bei der Zeitung hilft mir, diese anderen verständlich zu machen und selbst zu hinterfragen. Dabei verirre ich mich manchmal im Detail, gelange letztendlich jedoch weiter heraus als ich zuvor gewesen war.