Ben Marc will die amerikanische Märchenlandschaft entwaffnen. Foto: Privat

Zugehört: Barbie bricht die Schweigepflicht

Vergangene Woche feierte Barbie 57. Geburtstag. Das millionenfach verkaufte Erfolgsprodukt des kalifornischen Spielzeugherstellers Mattel findet sich in unzähligen Ausführungen in Kinderzimmern aller Welt. Seit Ende 2015 ist in den USA auch eine sprechende Barbie erhältlich.

Die 75 Dollar teure „Hello Barbie“ verfügt neben einem Lautsprecher über ein Mikrofon und eine WLAN-Schnittstelle. Dies ermöglicht es ihr, nicht nur einfache Tonsequenzen abzuspielen, sondern komplexe Unterhaltungen zu führen. Antworten des Kindes auf zunächst einfache Fragen werden mit einem Spracherkennungsprogramm ausgewertet und in einer Cloud auf den Servern des Herstellers hinterlegt. Die Produktionsfirma sieht darin keine potenzielle Gefährdung und argumentiert, Eltern müssten vor Inbetriebnahme der Puppe eine Einverständniserklärung unterzeichnen und bekämen das Gesprächsprotokoll wöchentlich zur Kontrolle zugesandt. Doch gerade das empfinden Datenschützer als Eingriff in die kindliche Privatsphäre. Puppen und andere individuelle Spielzeuge gelten besonders für Kleinkinder oft als engste Vertraute, denen sie arglos intime Empfindungen mitteilen. Eine solche Bindung zwischen Kind und vernetztem Elektronikgerät bietet eine Angriffsfläche für Datenmissbrauch. Zwar erklärt Mattel, die in der Cloud hinterlegten Informationen nur zur Optimierung der Kommunikationsprozesse auszuwerten, nicht für Werbezwecke zu verwenden und nach zwei Jahren zu löschen. Im Falle eines Hackerangriffs könnten aber etwa zufällig im Kinderzimmer kommunizierte Passwörter oder Urlaubsplanungen als Grundlage für Cyberkriminalität und Einbrüche dienen. Auch wäre es möglich, den Wortschatz der Barbie zu verändern und dem Kind private Fragen zu stellen oder Befehle zu erteilen. Deshalb gehören solche Technologien nicht in Kinderzimmer. Der altbewährte Plüschbär mit einfacher Hupe im Bauch ist nicht nur kostengünstiger, sondern auch ein treuerer Freund als eine hochmoderne Spionagepuppe.

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Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

Ende 2013 wurde ich Mitglied der Jugendredaktion. In der Zwischenzeit hat sich mein Leben ganz schön verändert. Doch noch immer denke ich gern um die Ecke und habe oft unkonventionelle Vorstellungen. Die Tätigkeit bei der Zeitung hilft mir, diese anderen verständlich zu machen und selbst zu hinterfragen. Dabei verirre ich mich manchmal im Detail, gelange letztendlich jedoch weiter heraus als ich zuvor gewesen war.