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Eltern, hört auf, eure Kinder zu kontrollieren

Laura Patz meint, Überwachungs-Apps verletzen die kindliche Privatsphäre

Kurz vor Schulstart kam es zu einem deutlichen Anstieg von Downloads sogenannter Parental-Control-Apps. Die Anwendung, die diverse Betreiber anbieten, stattet das Handy des Kindes mit einer Art Peilsender aus. Sogar elektronische Armbänder, die nur mit Spezialwerkzeug entfernt werden können, werden angeboten. Die Eltern legen einen bestimmten, scheinbar ungefährlichen Sektor fest, in dem sich ihr Kind bewegen darf. Verlässt es diese Zone, schlägt das Handy der Eltern Alarm.

Kurioserweise versprechen die Betreiber solcher Apps besorgten Eltern mehr Freiraum für ihre Kinder, schließlich könnten Mama und Papa sorglos von überall verfolgen, wo sich ihr Sprössling gerade befindet. Doch allein, dass im Namen der App das englische Wort für Kontrolle steckt, lässt mich stark daran zweifeln, dass ein solches Verfahren irgendetwas mit Freiheit zu tun hat.
Mit einer so heftigen Verletzung der kindlichen Privatsphäre bewirken Heli­kopter­eltern, die Apps wie „Free­dom4Kids­“ oder „Footprints“ nutzen, erfahrungsgemäß eher das Gegenteil von dem, was sie wollten. Denn Kinder, die ständig von ihren Eltern, in welcher Form auch immer, überwacht werden, wehren sich nicht nur gegen die angedrohten Bestrafungs­maßnahmen, sondern begeben sich oft auch mit Absicht in gefährliche Situationen, um zu provozieren.

Aber auch die tatsächliche Wirksamkeit dieser Apps ist fragwürdig. Selbst wenn das Kind den im Radius liegenden Schulweg verlässt, ist das noch lange kein Grund, panisch zu werden. Vielleicht ist es ja nur bei Freunden oder beim Bäcker?! Können etwaige Entführer nicht auch innerhalb des Radius lauern? Und was passiert, wenn der Akku leer ist oder die SIM-Karte entnommen wird? Meiner Meinung nach sollten Eltern auf die erforderliche Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, die das Älterwerden mit sich bringt, mit Vertrauen und Ermutigung reagieren. Es gilt, den Charakter und das Selbstvertrauen der Heranwachsenden zu stärken, statt sie auf Schritt und Tritt zu überwachen.

Von Laura Patz, 21 Jahre

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