"Für mich war Essen wie ein Feind"

 

 

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Catharina Geiselhart (21) studiert heute in Paris Literatur. Foto: Moritz Thau

 

 

ein Interview von Milena Pfennig, 15 Jahre

 

Catharina, als du 15 warst, wurdest du von einer Agentur entdeckt und modelst seitdem in Paris. Nun hast du mit „Hello Paris“ einen Roman über ein Model geschrieben, das seine Magersucht überwunden hat. Inwiefern ist das Buch autobiografisch?

 

Morgan und ich sind uns im Grunde genommen sehr ähnlich. Jedoch habe ich ihre Pubertät und die Krankheit etwas verschärft, um besser darstellen zu können, wie brutal und egozentrisch Magersucht ist. Was die Modelerfahrungen, die Schule oder die Literatur angeht, sind das alles autobiografische Erfahrungen.

 

Morgan entwickelt im Buch eine richtige Abneigung gegen Essen. War das bei dir ähnlich?

 

Im Gegensatz zu ihr fand ich Essen nicht eklig. Für mich war es eher wie ein Feind. Vergleichbar mit Gift. Und das wurde immer schlimmer. Ich dachte, wenn ich wieder anfange zu essen, interessiert sich keiner mehr für mich. Bei mir war es aber nicht so schlimm wie bei anderen.

 

Du warst unter deinen Modelkolleginnen sicher nicht die einzige.

 

Nicht jedes Model ist magersüchtig, dies vorweg. Manche Mädchen sind von Natur aus schlank, die müssen nicht so konsequent darauf achten, was sie essen. Aber die einzige Magersüchtige war ich nicht.

 

Konnten dir die Menschen in deinem Umfeld helfen?

 

Die Menschen sind oft hilflos, wissen nicht, was sie tun oder sagen sollen. Und man selbst denkt, dass die anderen einen eh nicht verstehen. Im Nachhinein denkeich, dass ich ihnen besser hätte zuhören sollen. Irgendwann habe ich aber bemerkt, dass ich so nicht weiterleben kann. Hinzu kam, dass ich an einer Hochschule angenommen wurde und damit auch ein neues Leben beginnen wollte. Also habe ich wieder gelernt, normal zu essen.

 

Wie?

 

Das Wichtigste war der starke Wille.Jedoch hat es sehr lange gedauert. Schritt für Schritt, dabei half mir eine Ernährungsberaterin. Für mich war außerdem – genau wie für Morgan im Buch – die Lyrik wichtig. Das Lesen hat mir sehr geholfen. Doch das Wichtigste ist, dass man sich nicht einsam fühlt. Daher möchte ich allen betroffenen Mädchen raten, sich von ihren Freunden und ihrer Familie helfen zu lassen. Auch eine psychologische Begleitung aus der Sucht ist sehr sinnvoll. Der Wille muss aber von jedem selbst kommen, sonst kann man sich nicht von den egozentrischen Gefühlen befreien. Das ist die Botschaft, die ich in meinem Buch vermitteln möchte.

 

„Hello Paris“ von Catharina Geiselhart ist im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen (224 Seiten, 12,95 Euro).

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Kategorien Gefühle Zwischendurch

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