Liebe Jugendredaktion,
diese Postkarte sendet euch Juri Alexejewitsch Gagarin vom wohl spektakulärsten Urlaubsort überhaupt. Ich befinde mich gerade auf dem Weg um die Erde. Diese Reise durch den Weltraum habe ich als erster aller Menschen angetreten, und obwohl bis jetzt alles gut läuft, ist noch nicht sicher, ob ich heil zurückkehren werde. Ich habe Stifte und diese Karte mit ins Raumschiff geschmuggelt, denn ich will euch an diesem unglaublichen Moment teilhaben lassen. Aus dem Fenster habe ich einen herrlichen Ausblick auf unseren Heimatplaneten. Ich empfinde ein herrliches Triumphgefühl, wenn ich daran denke, dass ich als ursprünglich einfacher Bauer als erster den Blick von oben auf unseren Planeten werfen darf.
In diesem Moment nähert sich mein Flug dem Ende, und ich muss mich auf die Landung konzentrieren. Wünscht mir Glück, Kameraden! Viele Grüße an euch, do swidanija! Juri
Die Wostok 1 ist zwar recht eng und der Sitz nicht wirklich bequem, doch das nehme ich auf mich. Mich überläuft ein Schauer, wenn ich daran denke, dass ein so großartiger Raumflug wie dieser vor 20 Jahren, als ich ein Kind war, kaum möglich gewesen wäre. Wahrscheinlich wer- den meine beiden kleinen Töchter einmal sogar die Möglichkeit haben, ihren Urlaub auf dem Mond zu genießen, sobald sie in meinem Alter sind. Wer weiß?
Diese Postkarte fand Jugendreporterin Josephine Valeske, 14 Jahre, bei einem Tag der offenen Tür auf einem Raketenfriedhof. Sie klemmte unter einem zerrupften Sitzpolster, daneben lag ein weißer Helm mit russischer Beschriftung. Gagarin muss die Postkarte wohl nach der Landung dort vergessen haben – wahrscheinlich war er zu berauscht von seinem überstandenen Flug ins All.