„Wir wollen dem Ideal möglichst nahekommen“

 

„Schön!?“ – so heißt das neue Buch von Katharina Weiß (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 9,95 Euro). Foto: Moritz Thau

Jugendliche und ihre Körpergefühle: Die 16-jährige Katharina Weiß hat ihr zweites Buch vorgelegt

Katharina, in „Schön!?“ sprichst du mit Altersgenossen über das herrschende Schönheitsideal und den Schönheitswahn. Dieses Phänomen ist ja bereits gut bekannt. Was hat dich trotzdem dazu bewogen, ein weiteres Buch darüber herauszugeben?

Ich habe mir überlegt, welches Thema Jugendliche in meinem Alter interessieren könnte, und kam zu dem Schluss, dass es noch kein Buch gibt, das den Schönheitswahn aus der Perspektive von jungen Menschen ehrlich beleuchtet.

Was hast du für Leute getroffen?

Die waren alle ganz unterschiedlich: von Designern und Models über ganz normale junge Leute bis hin zu Persönlichkeiten wie Hedi, dem es egal ist, ob jemand männlich oder weiblich aussieht, weil er sich nur in Menschen verliebt, nicht in Geschlechter. Ich habe mich auch mit Essstörungen beschäftigt und dazu einen Typen befragt, der im Diätcamp war. Er war lustig und wirklich charismatisch. Weil er aber so dick ist, bekommt er nie ein Mädchen ab.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, heißt es. Gilt dieser Spruch für unsere Generation überhaupt noch oder sind wir der Lüge der Medien schon zu sehr verfallen?

Doch, der Spruch gilt. Das merke ich auch, wenn ich mit Freundinnen zusammensitze und einen Typen gut aussehend finde, den meine Freundinnen total hässlich finden. Dennoch gibt es einige Merkmale, zum Beispiel Pickel, die von vielen nicht mehr als pubertäre Selbstverständlichkeit akzeptiert werden, weil die Medien andere Bilder vermitteln.

Warum streben wir überhaupt nach Perfektion, obwohl wir doch eigentlich wissen, dass die retuschierten Fotos nie die Realität wiedergeben?

In einer Gesellschaft, für die Schönheit wahnsinnig wichtig ist, ist es gerade in der unsicheren Zeit der Jugend von Bedeutung, dem Ideal möglichst nahezukommen. Ja, in den Medien wird retuschiert, aber sie deshalb anzuprangern, ist nicht richtig – sie sind ja auch nur ein Spiegel unserer Gesellschaft. Wenn einer keine Probleme hat, sucht er sich einfach seine kleinen Problemchen. Wir haben eine gestiegene Erwartungshaltung an uns, wir wollen einfach alles perfekt machen.

Hast du eine Erkenntnis aus deinen Gesprächen gezogen?

Sehr gut gefallen hat mir der Satz einer Gesprächspartnerin, die gesagt hat, dass nie jemand zu schön für einen anderen sein kann. Wenn man denkt, dass man nicht gerade den perfekten Körper hat, aber trotzdem einen heißen Typen abschleppen möchte, dann ist dies schon sehr aufbauend. Es liegt eher an charakterlichen Barrikaden, wenn das Unternehmen dennoch scheitert.

Man sieht dir an, dass du viel Wert auf dein Äußeres legst. Wie stehst du zu Schönheitsoperationen?

Das muss jeder für sich entscheiden. Wenn ich älter und unzufrieden mit meinem Äußeren wäre, dann würde ich es wahrscheinlich tun.

 

Interview: Lisa Opolka, 15 Jahre

 

Das könnte Dich auch interessieren

  • Uniformierte Individuen

    Zur Langen Nacht der Wissenschaften spricht Modesoziologin Diana Weis über Jugendkulturen und…

  • Generation Ego

    Eine Studie hat den Beweis erbracht: Jugendliche werden immer egoistischer. Na und?…

  • Nicht so gefährlich wie Justin Bieber

    Zwei Mädchen arbeiten eine Liste ab und lernen nebenbei, was es heißt,…

  • Der Vorleser

    Sebastian Lehmann über Jugendkulturen in Berlin, seinen Topfschnitt und darüber, dass er…

Kategorien Gesellschaft Zwischendurch

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.