Dr. Billigmanns Tipps gegen Verletzungen beim Basketball

 

 

Dr. Peter W. Billigmann ist Sportmediziner und Honorarprofessor an der Universität Koblenz-Landau. Außerdem arbeitete er als Teamarzt der DFB-Frauen-Nationalmannschaft U23. In Hinblick auf den Vattenfall Schul-Cup im Basketball haben wir Dr. Billigmann im Interview danach gefragt, was junge Basketballspieler beachten sollten, um Verletzungen vorzubeugen.


Herr Dr. Billigmann, sind jugendliche Sportler besonders verletzungsanfällig?

 

Die ersten Jahre sind die gefährlichsten. Man überschätzt sich oder ignoriert körperliche Warnhinweise. Häufige Verletzungen und Beschwerden sind auf Fehl- und Überlastungsschäden zurückzuführen. Dazu gehören: zu schnelle Steigerung der Belastung, fehlendes Aufwärmen, ungenügende Regeneration nach Erkrankungen bzw. Verletzungen, Belastung trotz eines Infektes, ungeeignetes Schuhwerk. Eine sportmedizinische Untersuchung ist wichtig, insbesondere bei leistungsorientiertem Training, ebenso das strikte Einhalten an Trainingspläne.

 

Foto: Everystockphoto

Was sind die häufigsten Verletzungen beim Basketball?

In der Verletzungsstatistik rangiert Basketball zusammen mit Fußball und Handball auf den vordersten Plätzen. Insbesondere bei den Centerspielern besteht ein erhöhtes Verletzungsrisiko bei der Reboundarbeit unter dem Korb, insbesondere bei Kontakt mit dem Gegenspieler, wobei die meisten Verletzungen bei Punktspielen entstehen. Knapp 45 % aller Verletzungen geschehen im „key“, das heißt direkt unter dem Korb.

Häufigste Verletzungen sind Distorsionen oder Verletzungen des Kapsel-Band-Apparates am oberen Sprunggelenk, gefolgt von Kniegelenk und Hand. 50 bis 70 % der Verletzungen betreffen die untere Extremität; 80 % aller Verletzungen sind Verstauchungen, Zerrungen und Prellungen. Auch Zahnverletzungen kommen häufig vor, da Basketball viele Überkopfelemente beinhaltet. Typische Überlastungsschäden beim Basketball sind das „Jumper’s Knee“  und das sogenannte „Rim-Rocker-Handgelenk“. Mit zunehmender Härte der Spielfläche treten auch vermehrt Knieverletzungen auf. Knieverletzungen führen im Basketball zu den längsten Ausfallzeiten und bedeuten am häufigsten das Karriereende.

 

Was genau leistet der Körper beim Basketball?

In Bezug auf den Stütz- und Bewegungsapparat erfordert Basketball eine gute Stütz- und Haltemuskulatur, speziell die Rumpfmuskulatur wird stark beansprucht. Voraussetzung für den Sport ist eine gesunde Wirbelsäule, gesunde Beinachsen und Füße. Außerdem ist ein hohes Maß an Schnell- und Sprungkraft gefragt. Wichtig für den Sport ist eine gute Propriozeptionsfähigkeit, also die Wahrnehmung und Einschätzung der eigenen Körperbewegung im Raum.

 

Wie kann man Verletzungen vorbeugen?

Ein optimales Warm Up und Cool Down ist unerlässlich. Im Training sollte gezielt an der propriozeptiven und koordinativen Leistungsfähigkeit gearbeitet werden. Solche Übungen lassen sich in das Mannschaftstraining integrieren. Wichtig ist es, die Beinmuskulatur zu kräftigen. Zusätzlich sollte man erwägen, das Sprunggelenk von außen durch Tapeverbände, Orthesen oder hohe Schuhe zu stützen. Grundlegend ist ein Mundschutz ratsam, gerade bei Wettkämpfen. Wer Basketball als Leistungssport betreibt, sollte sich in jedem Fall sportmedizinisch beraten lassen zu Themen wie Ernährung, Flüssigkeitssubstitution und Auswahl des richtigen Schuhwerks.

 

Wie wichtig ist der richtige Trainingsschuh in Hinsicht auf die Verletzungsgefahr?

Ganz wichtig beim Basketball, denn ohne die richtigen Schuhe kann man sich leicht verletzen oder auch die Füße blutig scheuern. Wichtig: unbedingt vor dem Schuhkauf die Füße vermessen lassen! Auch sollten die Schuhe nach einer gewissen Zeit ausgetauscht werden, auf jeden Fall nach einer kompletten Saison mit mehr als 30 Spielen und mehr als 3 x die Woche Training. Der Trend geht  zu leichteren, aber stabileren Schuhen. Gebrauchte Schuhe sollten tabu sein.

 

Was ist beim Kauf von Basketballschuhen zu beachten?

Da man beim Basketball ständig in Bewegung ist, sollte der Schuh leicht und stabil sein und über eine gute Dämpfung verfügen. Durch den ständigen Wechsel von Laufen, Sprinten, Abbremsen, Hochspringen und Landen sind leichte Schuhe von großem Vorteil. Stabil müssen die Schuhe sein, um die vielen Richtungsänderungen während des Spiels auszuhalten, auch über einen Zeitraum von mehreren Spielen in Serie. Auch dIe Landung nach Sprungwürfen und Dunkings kann ohne entsprechende Dämpfung relativ hart sein und Knochen und Gelenke übermäßig strapazieren.

 

Herr Dr. Billigmann, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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Kategorien Schul-Cup Vattenfall

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