Sechs Jahre bis Rio de Janeiro

Pascal Schulze hat schon beim letzten Vattenfall Schul-Cup den ersten Platz belegt. (Foto: Raufeld/Stefanie Möser)
Ich treffe mich mit dem 16-jährigen Pascal am Alex. Da wir uns nicht kennen, hatte ich ihm gesagt, dass ich mich komplett schwarz anziehen würde, was ich nicht ganz einhielt. Zum Glück erkenne ich ihn sofort, denn er ist komplett in Trainingskleidung gekleidet. Wir setzen uns in ein Café unter dem Fernsehturm. Während ich mir erstmal einen Kaffee hole, sagt Pascal, er würde keinen Kaffee trinken. Bevor ich mich in irgendeiner Weise unsportlich fühlen kann, stellt sich heraus, dass er ihn nicht aus Prinzip nicht trinkt, sondern weil ihm Kaffee einfach nicht schmeckt.



Pascal, wie alt warst Du als Du angefangen hast, professionell zu laufen und Dich auf Wettkämpfe vorzubereiten?

Das professionelle Laufen habe ich mit 14 oder 15 Jahren angefangen. Aber vorher habe ich schon in der Grundschule Cross-Läufe gemacht, bin aber nie ins Finale gekommen. Damals war ich noch nicht so gut.


Fasziniert Dich der Cross-Lauf, oder hast Du es eigentlich auf eine andere Form des Laufens abgesehen?

Cross-Lauf ist eigentlich nur zur Vorbereitung. Wir machen auch Cross-Läufe eher als Saisonvorbereitung. Im Winter findet die Saisonvorbereitung in der Halle statt und ab Mai dann eben draußen, als Cross-Lauf.


Stimmt es, dass Du dir die Olympia-Teilnahme als Ziel gesetzt hast?

Ja, in sechs Jahren möchte ich in Rio de Janeiro dabei sein und im kommenden Jahr bei der Jugend-Europameisterschaft. Bis dahin muss ich mich aber noch verbessern. Zurzeit laufe ich 800 Meter in knapp zwei Minuten. Um im nächsten Jahr aber an der Jugend-Europameisterschaft teilzunehmen, muss ich mich noch um zehn oder zwölf Sekunden verbessern und das ist ganz schön schwer.


Wie oft hast Du schon am Vattenfall Cross-Lauf teilgenommen?

Vier- oder fünfmal vielleicht. So richtig eben nur viermal, weil ich einmal nicht am Finale teilnehmen konnte, da ich krank geworden bin. Davon bin ich halt einmal, also im letzten Jahr auf dem vierten Platz gelandet und einmal auf dem fünften.


Gibt es dieses Jahr etwas, was Du anders machst, als in den Jahren zuvor?

Ja, ich habe angefangen, richtig zu trainieren. Ich trainiere jetzt jeden Tag, während ich im letzten Jahr ein bisschen faul war (lacht). Und für dieses Jahr erhoffe ich mir sehr viel.


Achtest Du während der Wettkämpfe besonders auf Deine Ernährung oder Alltagsgewohnheiten? Schaust Du vielleicht kein Fernsehen mehr, isst morgens rohe Eier und gehst um neun Uhr ins Bett?

Natürlich geh ich vor einem Wettkampf früh ins Bett. Ausgeruht zu sein ist sehr wichtig. Vor dem Wettkampf esse ich immer Müsli mit Äpfeln, Bananen und Joghurt. Sonst gibt es eigentlich nichts, das ich besonders mache. Aber das macht ja jeder anders.


Hast Du in der Vorbereitung besondere Unterstützung von Deiner Schule erfahren?

Also das Training macht eigentlich mein Trainer vom Verein. Der erstellt mir auch meine Trainingspläne. Ich trainiere dreimal die Woche im Verein, manchmal auch viermal. In den Ferien müsste ich eigentlich zweimal am Tag trainieren. Das mach ich aber gerade nicht, weil ich mir am Wochenende beim Harz-Gebirgslauf den Muskel gezerrt habe. Heute müsste ich eigentlich 21 Kilometer laufen, aber das habe ich sausen lassen, weil ich morgen Sprints machen muss und das würde sonst zu sehr wehtun. Das heißt nicht, dass ich jeden Tag 21 Kilometer laufe. Das wäre heute das erste Mal gewesen. Ich hatte mich mit Freunden vom Verein dazu verabredet. Sonst lauf ich das nie. Sonst lauf ich zehn oder zwölf Kilometer. Aber wegen meiner Wade habe ich heute „nein“ gesagt.


Leidet die Schule manchmal unter den ganzen Trainingsvorbereitungen?

(Lacht wieder) Nein, nur die Freizeit. Leider, man will ja was werden. Manchmal hab ich Bock zu laufen, aber manchmal auch gar nicht. Ich skate ja auch und wenn ich nur am Wochenende Zeit zum Skaten habe und dann wieder eine Woche Pause machen muss und dann den Trick vom letzten Wochenende nicht mehr klappt, dann ärgert es mich schon manchmal und ich denke: Warum mach ich den ganzen Scheiß eigentlich? Aber das ist eben Nebensache, jetzt zählt erstmal das Laufen.


Wie motivierst Du dich, wenn Du während eines Laufs oder während des Trainings in ein Tief kommst und keine Lust mehr hast?

Im Wettkampf ist meine Motivation der Sieg und dass ich meine Zeit verbessere. Und am Wochenende war ich im Harz, das waren elf Kilometer, sechs Kilometer hoch und fünf Kilometer bergab und am Ende kann man dann gar nicht mehr. Da braucht man eine gewisse Aggression, damit man auch am Ende noch Power geben kann. So ist das bei mir. Ich denke, man muss kämpfen wollen.


Hast Du schon mal eine schwere Niederlage erfahren mit der Du umgehen musstest und wie hast du das gemacht?

So was, denke ich, habe ich eigentlich noch nie erlebt. Ich wurde noch nie geschubst oder bin hingefallen. Und wenn ich eine schlechte Zeit laufe, dann liegt das am Training, also an mir.


Was sind deine Erwartungen an den Cross-Lauf?
Ich denke, den Bezirkslauf bekomme ich hin, das sind alles Pussys sag ich mal (lacht). Ob ich den Gesamtsieg schaffe, weiß ich noch nicht. Ich werde mein Bestes geben.


(Interview: Ole Faß)

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Kategorien Crosslauf Interview Schul-Cup Vattenfall

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