Klischees auf Abwegen

Stolz am Start: Behzad, Katrin und Viatcheslav (v.l.) bei der Zeremonie. Foto: Raufeld/Tran

Im Roten Rathaus wurden die neuen „Start“-Stipendiaten des Landes Berlin geehrt


Von Phuong Duyen Tran, 16 Jahre


Ich kann frei sein durch „Start“. Man sieht mich hier als individuellen Menschen, nicht bloß als Klischee – ich habe mehr zu bieten als nur meine vietnamesischen Wurzeln“, sagt die 15-jährige Kat­rin. Sie ist eine der 24 neu aufgenommenen Stipendiaten des „Start“-Programms im Land Berlin. Die Stiftung fördert schon seit fast zehn Jahren engagierte, leistungsstarke Jugendliche mit Migrationshintergrund. Nun wurden am 2. November in Berlin jene, die sich im mühevollen Bewerbungsvorgang durchsetzen konnten, im Roten Rathaus offiziell in die Gemeinde aufgenommen.


„Ich hatte mit einer einfachen Übergabe von Urkunden gerechnet, es war aber viel mehr. Meine Eltern und Lehrer waren stolz auf mich“, sagt Katrin. Tatsächlich war das Abendprogramm sehr festlich, es wurde von älteren Stipendiaten selbst entwickelt und präsentiert, sodass eine sehr vertrauliche Atmosphäre entstand. Auch der 17-jährige Neustipendiat Viatcheslav fühlte sich sehr geehrt: „Für mich bedeutet „Start“ Unterstützung, und zwar nicht nur finanziell, sondern vor allem emotional und sozial“, sagt er. „Hier unternehmen wir viele gemeinsame Ausflüge und lernen viele tolle Menschen kennen. „Start“ ist für mich wie eine zweite Familie.“


Viatcheslav lebte bis 2007 im russischen Omsk. Die Integration in Deutschland ist ihm durchaus gelungen: „Ich bin unter anderem ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Internationalen Bund Jugendmigrationshilfe. Ich habe gemerkt, dass man meist von anderen unterstützt wird, wenn man die Initiative ergreift. Es ist möglich, Veränderungen vorzunehmen, sogar große. Man muss nur handeln und andere auch dazu animieren.“


Auch die Bewerbung des 16-jährigen Behzad konnte überzeugen. Erst vor 18 Monaten ist er mit seiner Mutter und vier Brüdern aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Seine zunächst mangelnden Deutschkenntnisse hinderten ihn nie daran, sich zu engagieren: „Ich bin Klassensprecher, Stellvertreter des Schulsprechers und auch Mitglied des Jugendparlaments und des Bezirksschülerausschusses“, sagt er und fügt stolz hinzu, dass er, auch wenn etwas unerreichbar schien, immer versucht hat, mit voller Kraft auf sein Ziel hinzuarbeiten.


Und auf welche Ziele wollen die drei nun mit dem Stipendium hinarbeiten? Katrin möchte nach dem Abi­tur ein Medizin- oder Lehramtsstudium beginnen, Viatcheslav sieht sich als Ingenieur im Fachbereich Biologie und Behzad träumt von der Arbeit in einer Anwaltskanzlei.

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