Weihnachtliche Wärme

Foto: BSR

Alle Jahre wieder sammelt die BSR die alten Weihnachtsbäume ein. Aus ihnen wird Energie gewonnen.


Eddy Lewandowsky stoppt den Wagen. Seine Kollegen Andy Girke und Patrick Ganz von der Berliner Stadtreinigung (BSR) ziehen sich die Handschuhe über und springen vom LKW. Jeder packt eine Fichte am Stamm und wirft sie hinten in das Fahrzeug.


Viele Tannen liegen heute, am Tag neun der Sammelaktion, nicht mehr auf den Straßen. Jedes Jahr kümmert sich die BSR darum, dass die ausrangierten Weihnachtsbäume vom Fahrbahnrand verschwinden. Die ersten Haushalte haben sich von ihren Bäumen schon zwischen den Jahren getrennt. „Vielleicht, weil es nach dem Fest noch in den Weihnachtsurlaub ging“, überlegt Eddy. Die meisten Weihnachtsbäume fallen nach dem 6. Januar an, dem Tag der Heiligen drei Könige. Pro Schicht sammelt ein Team zwischen dreihundert und sechshundert Tannen ein, rund 290 000 Bäume waren es bisher im Januar.


Auf den Baumtouren kann man schon einiges erleben, erzählen die drei BSR-Sammler. Da werden Tannen an Straßenschilder gebunden, sie landen auf Autodächern oder in Baugruben. Diesen Winter ist Eddy zufrieden mit den Berlinern: „Mittlerweile läuft das super. Nur noch wenige Unverbesserliche lassen Lichterketten oder Metallständer dran. Die Bäume werden ordentlich an einer Stelle abgelegt, da muss man nicht extra noch viel rumrennen.“


Das Sammelteam kommt viel herum in den Bezirken. Und Eddy hat auch so etwas wie eine Grundregel parat: Je reicher die Gegend, desto höher die Bäume. „Gerade in den Wohngebieten im Südwesten Berlins hat man für große Tannen mehr Geld und Platz in der Wohnung.“ In Mitte hingegen gäbe es kaum „Familienbäume“, dafür fielen umso mehr „Geschäftsbäume“ an. Und die größten Tannen kämen immer noch aus den Kirchen.


Der letzte Weg einer Tanne


Auf zwei BSR-Betriebshöfen werden die Bäume geschreddert. Von dort geht es in die Vattenfall-Heizkraftwerke. Mit der Energie aus den Berliner Weihnachtsbäumen können siebenhundert Haushalte ein Jahr lang mit Strom und Wärme versorgt werden. Eddy Lewandowsky gerät regelrecht ins Schwärmen über die Baumverwertung: „Vor Weihnachten versorgen uns die Tannen mit Sauerstoff und nehmen CO2 auf, nach dem Fest werden sie zur Wärmeerzeugung genutzt, und das dann wiederum klimaneutral.“ Als ungünstig für die Verwertung hat sich allerdings eine neue Weihnachtsmode herausgestellt: weiß besprühte Tannen. „Das soll wohl nach Schnee aussehen“, sagt der BSRMann. „Dabei hatten wir doch weiße Weihnachten.“


Eine weitere Neuerung bei der Verwertung der Weihnachtsbäume: Vattenfall nutzt die geschredderten Tannen in den eigenen Kraftwerken und liefert im Gegenzug während der Heizperiode Holzschnitzel an die BSR. Am BSR-Standort Gradestraße übernimmt nämlich eine neue, mit Mitteln aus dem Umweltentlastungsprogramm Berlins geförderte Biomasseheizung die hauseigene Wärmeversorgung. Bisher wurde mit einer alten Ölheizung geheizt, die erneuert werden musste. Dabei hat die BSR im Sinne des Klimaschutzes auf Biomasse, also auf erneuerbare Energien, gesetzt.

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