„Wie man Bürgermeisterin wird“: Berliner Jugendprojekt gewinnt Preis

Vergangenen Donnerstag wurde der „bap-Preis Politische Bildung“ verliehen. Einer der Gewinner war ein Berliner Projekt mit Kindern, die ihre eigene Bürgermeisterwahl veranstalteten.

Tamina Grasme, 21 Jahre

Kinder und Jugendliche gestalten Politik – so könnte man das Projekt „Politik im Blick – Kids mischen mit“ aus Berlin beschreiben. Mit dem Ziel, Schüler im Alter von 10 bis 14 Jahren für Demokratie und Politik zu begeistern, veranstaltete Christian Hörr vom Nachbarschaftsheim Neukölln e.V. in Kooperation mit der Volkshochschule Neukölln eine Bürgermeisterwahl in Neukölln. Am 15. Juni erhielten sie dafür als einer von drei Gewinnern den mit 3000 € datierten Preis Politische Bildung 2017.

Der Preis, der alle zwei Jahre durch den Bundesausschuss für politische Bildung verliehen wird, stand dieses Jahr unter dem Motto Klartext für Demokratie und sollte ein Zeichen gegen die wachsende Demokratieskepsis und den Zulauf populistischer Organisationen setzen. Es hatten sich 69 Jugendprojekte aus ganz Deutschland beworben, die sich außerschulisch mit der Vermittlung von Demokratie und Politik an Kinder und Jugendliche beschäftigten.

Laut Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, ist der Wettbewerb ein „Spiegel der Gesellschaft“. Er zeigt die vielfältigen Auseinandersetzungen mit dem Thema Demokratie in der politischen Bildung von, mit und für Jugendliche und Kinder. Die große Teilnehemerzahl zeige, dass Kinder und Jugendliche keinesfalls politikverdrossen seien. Stattdessen würde eine große Begeisterung für polititsche Themen und Prozesse in der Projektarbeit erkennbar.

„Was die „heute show“ kann, das können wir auch“: Die Neuköllner Kinder gestalten ihre eigene politische Nachrichtensendung über ihre Bürgermeisterwahl

„Zu Beginn des talentCAMPus` wurde intensiv der Frage nachgegangen, wie in Deutschland und insbesondere in Berlin-Neukölln Politik gemacht wird, wer ihre Akteurinnen und Akteure sind und wie auch junge Menschen partizipieren mitgestalten können“, erklärte Hörr. Bei den Kindern ist diese Message auf jeden Fall angekommen. Auf der Preisverleihung verrät die  Teilnehmerin Seline, dass sie gelernt hat, „wie man Bürgermeisterin wird“.

Durch das Medium Film die Berliner Veranstalter die Kinder für dieses Herbstferienprojekt begeistern. So interviewten die Kinder zunächst die Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey und ihren Stellvertreter Falko Liecke zu dem Prozess einer Wahl und gestalteten anschließend ihre eigene Bürgermeisterwahl mit neuen Parteien und Kanditen als Nachrichtensendung. „Was die „heute show“ kann, das können wir auch“, sagte Hörr bei der Preisverleihung schmunzelnd.

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Die Nachwuchspolitiker betrieben aktiven Wahlkampf auf der Straße mit einem eigenen Wahlprogramm und demonstrierten den Vorgang einer Wahl. Dabei wurde auf humorvolle Art auf die Bedeutung des Wahlgeheimnisses und des Bundespräsidenten hingewiesen. Schließlich fand auch eine Hochrechnung im Rahmen ihrer Nachrichtensendung statt. Zum Schluss sind die beiden Kandidaten mit jeweils 100 Prozent der Wählerstimmen ins Neuköllner Rathaus eingezogen. Dort konnten sie der aktuellen Bürgermeisterin über die Schulter schauen.

Für ihr Engament bezeichnete die Moderatorin Cornelia Benninghoven Kinder und Jugendliche auf der Preisverleihung als „Mutbürger“ von morgen – und betonte damit, dass das Vorurteil der politikverdrossenen Jugend schlicht weg nicht stimmte. Man müsse ihnen nur die Möglichkeit der Mitgestaltung bieten – auf eine zeitgemäße Art und Weise.

Fotos: Christian Hörr

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Wenn ich, 22, eine Top 5-Liste mit Sätzen, die ich in den vergangenen drei Jahren am häufigsten gehört habe, aufstellen würde, wäre „Was wird man denn so nach einem Geschichtsstudium?“ ganz weit oben vertreten. Zum Glück habe ich mittlerweile eine Antwort darauf gefunden: Journalistin. Darauf gekommen bin ich durch das Lesen von Harald Martensteins Artikeln, der selber Geschichte studiert hat. Von ihm habe ich auch meinen neuen Zukunftsplan: einfach immer schreiben. Genau das mache ich jetzt hier bei Spreewild, nachdem mir mein Praktikum in der Jugendredaktion so gut gefallen hat.