Post aus der Zukunft

13KW24_PostIstDa_startDiese Postkarte fand die Jugendredaktion winzig klein gefaltet in einem Glückskeks, der auf unbekanntem Weg zwischen die Leserpost geraten war. Auf der Rückseite stand der geistreiche Spruch: „Wer nicht über die Zukunft nachdenkt, wird keine haben.“

Liebe Jugendredaktion,

drei Tage bin ich nun schon in Shanghai. Zu Recht nennt man diese Stadt die grünste Metropole der Welt. Gestern habe ich eine Flugtour mit einem Fly Friend – ja, eines dieser vollautomatischen, walnussschalenartigen Flugboote aus Aluminium, die man jetzt auch schon oft über Berlin sieht – unternommen. Wie sich Shanghai seit der Grünen Wende 2021 verändert hat! Während meines Rundflugs habe ich gelernt, dass seitdem alle Gebäude Bauauflagen zur Schaffung einer umweltfreundlichen Stadt unterliegen. Smog, Lärm und überfüllte Straßen, wie ich sie aus Erzählungen meiner Mutter kenne, sind Vergangenheit.

Heute gibt es in Shanghai kein Gebäude mehr, das nicht durch eine Kombination spezieller Algenplantagen und Solarpanels auf dem Dach die gesamte Energie für den jeweiligen Haushalt selbst produziert. Von oben betrachtet sieht man die kunstvolle Gestaltung dieser grünblauen Dächer: Die Energiefelder zeigen Wesen und Motive aus der chinesischen Mythologie wie etwa Long, den berühmten chinesischen Drachen. Das ist eine der Touristenattraktionen schlechthin und mir tun die Bewohner ein bisschen leid, da ständig Fly Friends voller fotografierender Touristen über ihren Dächern kreisen.

Beeindruckend finde ich auch die Verkehrsführung hier: Dank Doppelstock-Straßen, die durch transparente und schalldichte Rohre geleitet werden, gehören Lärm und Staus der Vergangenheit an – ein System, das auch Berlin nicht schaden könnte.

Um den Bewohnern Shanghais  auf engem Raum ein angenehmes Wohnklima zu ermöglichen, wurde die Stadt in einen großen Park verwandelt. In meinem Hotel hängen noch Fotos der historischen Wolkenkratzer und Fabriken aus dem Jahr 2013, die Veränderung ist unglaublich: Heute sind sie von grünen Pflanzen überwuchert und die Gehwege erinnern mich an Alleen. Dieses Naturerlebnis muss man genießen, also war ich gestern mit meiner Reisegruppe picknicken und wir konnten uns mitten in der Stadt einfach an den Früchten der umliegenden Bäume und Sträucher bedienen. Fällt Müll an, steht sofort einer der Trashi-Roboter bereit, die Tag und Nacht als automatischer Räumungsdienst die Stadt sauber halten – auch das könnte man sich ja mal für den Tiergarten überlegen.

Ich mache mich jetzt auf den Weg zum Schwimmen im wunderschön klaren Huangpu-Fluss und sende euch sonnige Grüße nach Berlin.

Eure Miriam Kniep (im Jahr 2050 jugendliche 62 Jahre alt)

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