Schule Corona Abstand
Mit Abstand: Schrittweise läuft in Berlin wieder der Unterricht für Abschlussklassen an. Ab 5. Mai ziehen die restlichen Klassenstufen nach.

Endlich wieder Schule

Erstmals seit Wochen hatte unsere Autorin gestern wieder Unterricht in ihrer Schule. Zuvor hatte sie mehrere Infozettel bekommen auf denen erklärt wurde, wie sie sich zu verhalten hatte. Doch trotz Vorbereitung war alles ziemlich merkwürdig.

Von Hannah Pieper, 15 Jahre

Mittwochnachmittag – Jubel in der Klassengruppe. Ein Mitschüler hatte entdeckt, dass die schriftlichen MSA-Prüfungen ausfallen. Alle freuen sich. Trotzdem herrscht noch kurze Verwirrung, welche Prüfung denn jetzt noch stattfindet. Aber die wird schnell vom Klassenlehrer geklärt, der seit Anfang der Schulschließung Mitglied unserer Klassen-WhatsApp-Gruppe ist.

Auch ich habe mich natürlich sehr über die Absage der Prüfungen gefreut. Das bedeutet weniger Stress, wengleich ich ehrlich gesagt keine Angst vor schlechten Prüfungsergebnissen hatte. Wir wären meiner Meinung nach sogar besser auf die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss vorbereitet gewesen, als wenn wir sie in normalem Schulbetrieb geschrieben hätten, weil die Lehrer uns viel mehr Übungsaufgaben gegeben haben, als es vermutlich ohne Corona-Krise der Fall gewesen wäre. Letzte Woche haben wir extra nur Aufgaben in den für das MSA relevanten Fächern bekommen.

Fünf Informationsblätter und wiederholte Belehrungen

Ja, ich gehöre zu den Glücklichen oder auch Unglücklichen (wie man es nimmt) die als erste wieder in die Schule gehen dürfen. Am gestrigen Montag hatte ich zum ersten Mal seit vielen Woche wieder regulär Unterricht. Ich war mit dem Fahrrad gefahren, weil meine Mutter nicht möchte, dass ich die Öffentlichen nutze. Pünktlich um 8.35 Uhr stehe ich mit meinen Mitschülern auf dem uns zugewiesenen Hof, jede Klasse hat einen eigenen Einlasstermin erhalten. Auf dem Schulhof sind drei Reihen mit Hütchen aufgebaut, die jeweils im Abstand von zwei Metern stehen, hinter die wir uns dann stellen mussten. Die Schulleiterin und unsere Mittelstufenkoordinatorin begrüßen uns und belehrt erneut, dass wir Abstand halten müssen. Vergangene Woche hatten wir dazu fünf verschiedene Informationsblätter bekommen. Ein bisschen später als geplant ging es dann richtig los. Jeder musste sich die Hände waschen oder desinfizieren und dann ging es in die zugewiesenen Klassenräume. Die Stimmung war angespannt. Alle machten gut mit – aber dennoch wir nichts wie zuvor.

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Die erste Unterrichtsstunde begann. Meine war Mathe und ich muss sagen, ich war ein bisschen erschrocken darüber, wie viel ich doch vergessen hatte, obwohl wir ja Aufgaben bekommen hatten. Alle Lehrer waren sehr nett und haben sich erkundigt, wie es uns geht und ob sie uns irgendwie helfen können. In Deutsch haben wir sogar fast nur über Corona geredet. Die Abstandsregeln wurden im Klassenraum ziemlich gut eingehalten, aber in der Pause kamen wir Schüler uns aber doch ein bisschen näher als zwei Meter. Wir hatten uns alle einfach so lange nicht mehr gesehen. Masken haben wir im Klassenraum nicht getragen, da wir alle der Meinung waren, dass der Abstand reicht. Aber es hatten fast alle eine dabei. Um 12 Uhr war unser Schultag dann auch schon wieder vorbei und wir haben uns wieder auf den Heimweg gemacht. Erstaunlich viele mit dem Fahrrad, so wie ich.

In den nächsten zwei Wochen sind noch drei weitere Schultage geplant, aber das ist von Schule zu Schule anders. Meine Schule macht immer Unterricht für die 10. Klassen, wenn kein Abitur geschrieben wird, aber ich habe auch Freunde, die jeden Tag zur Schule müssen und auch mehr Fächer haben als ich.

Ob drei Stunden Schule am Tag jetzt nun sinnvoll sind oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe mich zumindest sehr gefreut endlich wieder in die Schule zu dürfen.

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