„Ich versuche, die Schüler individuell wahrzunehmen“: Clara Maria Wengler ist Berlins beste Lehrerin

Clara Maria Wengler wurde gerade mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet. Wir haben sie gesprochen, was sie besser macht als ihre Kollegen.

Von Viktoria Koch, 21 Jahre

Als Lehrer hat man es zweifelsohne nicht immer leicht. Wenn die Schüler einen aber sogar als Vertrauensperson sehen, zeigt das doch, dass man den richtigen Beruf gewählt hat. Die 15 besten Lehrer des Landes wurden vergangene Woche in Berlin mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet.

„Wir würdigen durch den Lehrerpreis mehr als nur guten Unterricht und innovative Ideen. Wir zeichnen Persönlichkeiten aus, die ihre Schüler als Mentoren auf dem Weg ins Leben begleiten“, so Susanne Porsche, Initiatorin des Deutschen Lehrerpreises. Bei der Auswahl der Preisträger achtete die Jury darauf, dass möglichst viele verschiedene Aspekte der Lehrerpersönlichkeit beschrieben wurden. Abschließend erfolgte ein Vergleich mit den „Standards für die Lehrerbildung“, die von der Kultusministerkonferenz formuliert wurden. Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, war als Ehrengast bei der Preisverleihung anwesend und betonte gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern: „Sie alle tragen in Ihrem Beruf große Verantwortung – für Ihre Schüler und unsere gesamte Gesellschaft. Ich habe großen Respekt vor Ihrer täglichen Leistung.“

Auch eine Berliner Lehrerin zählt zu den Preisträgern: Clara Maria Wengler unterrichtet an der Ferdinand-Freiligrath-Schule in Kreuzberg. Hier ist die 34-Jährige bekannt für ihren spannenden Unterricht und ihr Engagement über den Schulalltag hinaus. Sie wird von ihren Schülern als eine Vertrauensperson mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen wahrgenommen, sodass ihnen die Idee kam, die Pä-dagogin für den Preis zu nominieren – ohne dass diese davon wusste. „Frau Wengler ist davon überzeugt, dass man kein Kind zurücklassen darf und in jedem Talente schlummern, die man wecken kann – und mit ihrer Arbeit beweist sie das jeden Tag aufs Neue“, beschrieben die Schüler ihre Lehrerin. Einige berichteten davon, wie sie sich in schwierigen Situationen für sie einsetzte: „Sie ist eine herausragende Lehrerin, die sich während meiner zweijährigen Erkrankung um meinen Schulstoff kümmerte, mich in der Klinik besuchte und meine Rückkehr in die Schule organisierte.“

Viele lobende Worte, die zeigen, wie sehr das Engagement der Lehrerin ankommt. Was sagt Clara Maria Wengler selbst zu der Auszeichnung?

Sie unterrichten Deutsch und Ethik. Wie schaffen Sie es, Ihren Unterricht spannender zu gestalten als Ihre Kollegen?
Ich habe über die Jahre das Glück gehabt, an einer Schule zu arbeiten, die ein sehr spannendes Schulkonzept hat. Dort gehört ein fachübergreifender, projektorientierter Unterricht fest zum Stundenplan, und zwar mit einem hohen Umfang. Ich habe eine Medienklasse geleitet und durfte mit den Schülern neun Stunden die Woche projektorientiert arbeiten. Das ist zugleich ein größerer Begegnungsraum für die individuelle Betreuung in der ganzen Entwicklung über das eigentliche Lernen hinaus.

Was tun Sie, damit sich die Schüler Ihnen gegenüber öffnen?
Ich versuche, jeden Schüler individuell wahrzunehmen – als eine Persönlichkeit mit Stärken. Wenn ein Schüler in eine Situation gerät, in der er gar nicht an seine Stärken glaubt, versuche ich, ihm diesen Raum zurückzugeben. Ich überprüfe empathisch, was dieser Schüler jetzt braucht.

Investieren Sie über den eigentlichen Unterricht hinaus Zeit in die Probleme der Schüler? Beschäftigen diese Sie auch zu Hause?
Das ist auf jeden Fall so. Man investiert seine Freizeit. Natürlich gehört das zum Lehrerberuf dazu, sich individuell auch über den Unterricht hinaus pädagogisch um die anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu kümmern. Es ist eine gewisse Gefahr, dass nach oben bei der Arbeitszeit kein Limit gesetzt ist. Als junger Lehrer muss man mit der Zeit lernen, dass man selbst derjenige ist, der die Grenze setzt. Aber vermutlich ist das auch das zentralere Stück beim Lehrerberuf in Zukunft – Stichwort Digitalisierung. Der Aufgabenfokus verschiebt sich zunehmend auf dieses Beraten, Begleiten, Motivieren, zu Eigenverantwortung erziehen. So wird der Lehrer eher zum Begleiter statt Berater.

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Kategorien Schule Schule & Zukunft

Schreiben, Fotografieren und Reisen – das habe ich schon von Kindestagen an am liebsten getan. Als ich fünf Jahre alt war, begann ich mit dem Schreiben von Tagebüchern (mehr oder weniger leicht zu entziffern) und fotografierte damals mit einer kleinen Kamera alles, was mir so vor die Linse kam (mehr oder weniger unscharf). Heute bin ich 22 Jahre alt, studiere Journalismus und schreibe am liebsten über Konzerte, Aktuelles oder führe Interviews. Reiselustig bin ich noch immer – die Liste der Urlaubsziele für die nächsten Jahre ist endlos...