Jung und ausgebrannt

Jeder dritte Schüler leidet unter Stresssymptomen wie Schlaflosigkeit oder Schmerzen. Burnout kann eine Folge sein

 

von Mareike Dottschadis, 19 Jahre

 

Saras Lunte brannte. Zunächst als die Zwölftklässlerin sich für ihr Berufsziel Übersetzerin ins Zeug legte – und mit guten Noten belohnt wurde. Als ihre Familie in Geldnöte geriet, brannte Saras Lunte noch schneller ab. Denn sie machte Spätschichten neben der Schule und versuchte zwischen den streitenden Eltern zu schlichten. Sara schlief weniger, hatte das Gefühl, immer mehr geben zu müssen – aber nie zu genügen. Die Lunte wurde immer kürzer, der große Knall rückte näher.

 

Immer mehr Schülern in Deutschland geht es ähnlich – der Leistungsdruck ist allgegenwärtig. Diesen Stress erlebt laut einer Studie der DAK inzwischen jeder dritte Schüler in Form von körperlichen Schmerzen, Schlafstörungen und Gereiztheit. Sabine Hoffmann, leitende Psychologin der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Kliniken im Berliner Theodor-Wenzel-Werk, kann diese Tendenz bestätigen: „100 Prozent geben ist out. Nur wer mehr gibt, glaubt, Chancen auf einen Job zu haben.“ Um der totalen Erschöpfung entgegenzuwirken, sei es wichtig, in Hobbys einen Ausgleich zu schaffen, aber vor allem, sich Freunden und Familie mitzuteilen und die eigenen Grenzen einzugestehen.
Das hätte auch Sara davor bewahren können, eine ernsthafte Depression zu entwickeln. Doch in vielen Familien beanspruchen andere Probleme die Aufmerksamkeit, während Kinder sich unbemerkt seelisch und körperlich verausgaben. Meist ist das Burnout-Syndrom nur ein Übergangszustand in der Abwärtsspirale zur Depression. Wenn Kinder und Jugendliche sich zurückziehen, die Schule schwänzen, vor jeder Leis-tung resignieren, rät Sabine Hoffmann zu Alarmbereitschaft.

 

Der große Knall kam, als Sara sich von ihrem Freund trennte. Sie zog sich vollkommen zurück und konnte immer weniger leisten. Die letzte Klausur konnte sie vor Herzklopfen gar nicht mehr lesen. Inzwischen bekämpft Sara in einer Verhaltenstherapie ihre Depression und lernt, dass sie, wie alle anderen auch, aus leicht entzündlichem Material geschaffen ist.

 

Hilfe in akuten Notsituationen bietet der „Berliner Krisendienst“ rund um die Uhr unter Tel. 030/390 63 00.

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