Schüler gehen an einem ICE den Bahnsteig entlang.
Mit dem Zug: So verreisen die Schüler des Goethe-Gymnasiums jetzt wohl öfter (Symbolbild).

Klassenfahrt, nicht Klassenflug

Das Goethe-Gymnasium Lichterfelde will seine Schüler nur noch mit guter Begründung ins Flugzeug steigen lassen. Dafür hat die Klima-AG gesorgt.

Von außen: eine ganz normale Schule. Von innen aber voll mit Initiativen, die den Schülerinnen und Schülern zeigen, wie man schrittweise vom Feind zum Freund der Umwelt werden kann. Seit Jahren trägt das Goethe-Gymnasium in Lichterfelde die Titel „Berliner Klima Schule“ und „Umweltschule in Europa“. Deshalb muss es mit seinen Projekten Vorbild für andere Schulen sein. Einen großen Beitrag dazu leistet die Klima-AG.

Ihre neueste Aktion: nicht mehr so oft für die Kursfahrt fliegen. Um das Fliegen weniger zugänglich zu machen, hatten die Teilnehmer der AG und ihr Leiter eine Idee: Lehrer, die eine Kursreise mit Flugzeug organisieren wollen, müssen ihre Wahl mit einem Antrag bei der Schulleitung begründen müssen. So sollen die Lehrkräfte motiviert werden, mit den Schülerinnen und Schülern zusammen nach Alternativen zu suchen, die umweltfreundlicher sind. (In Schweden ist Nicht-Fliegen ja schon ein kleiner Trend.)

Die Jugendlichen haben einen langen Weg zurückgelegt, bis sie ihre Idee verwirklichen konnten. Die 16-jährige Lina hat einen Antrag geschrieben und ihn dann zusammen mit ihrem 17-jährigen Mitschüler Emil der Schülerversammlung (SV) präsentiert. Die SV und auch die Mitglieder der Schülerkonferenz – des höchsten Gremiums – haben zugestimmt.

Sylt statt Süditalien? Nicht allen gefällt die Idee

„Wir haben jetzt eine Umwandlung von einer Flugreise in eine Bahnfahrt nach Kroatien“, teilt Stephan Noth, Leiter der Klima AG, mit. Er erwartet, dass am Anfang des nächsten Schuljahres, wenn alle Anträge auf Kursfahrten eingereicht werden, die Schulleitung an den Beschluss erinnern wird.

Die „Flugbegrenzung“ sei sowohl auf Zustimmung als auch auf Kritik gestoßen. „Der überwiegende Teil der Lehrer nimmt das sehr positiv auf, manche sehen es aber als Eingriff in die freie Entscheidungsgewalt des Lehrers“, berichtet Noth. Die Schulleitungsvertreterin wiederum sei davon sehr angetan. Unter den Schülern herrsche nicht nur Begeisterung: „Einigen wird die Vorstellung, nach Sylt zu fahren, statt nach Süditalien zu fliegen, vielleicht weniger gefallen“, sagt Emil, der die 11. Klasse des Gymnasiums besucht.

Für die AGler ist es wichtig, dass die Schüler verstehen, dass die Flugreisen nicht verboten sind. „Eigentlich geht es mehr darum, dass die Schüler und Lehrer sich fragen, wie eine Kursfahrt anders organisiert werden kann“, fügt die 15-jährige Marthe hinzu. So erhoffen sie sich, die Zusammenarbeit zwischen Lehrer- und Schülerschaft zu steigern. „Es muss nicht so sein, dass man ein Angebot bekommt und dann ja oder nein sagt, sondern dass man zusammen mit der Lehrkraft eine Reise plant“, bestätigt Lina. (Ob Klimaabgaben dabei eine gute Option wären, lest ihr hier.)

Die Klima-AG hat schon viel erreicht

In der Schulkonferenz sei auch beschlossen worden, nach fünf Jahren eine Evaluation durchzuführen. Dabei soll bestimmt werden, ob der Antrag eine positive Auswirkung hat, also wirklich weniger geflogen wird.

Die bereits vor sechs Jahren, zuerst als Lehrer-AG gegründete Arbeitsgemeinschaft freut sich auf die mittlerweile gewachsene Unterstützung der Schüler. „Als ich in die SV kam, waren sehr viele gegen die Klima-AG. Viele waren entweder nicht interessiert oder haben Negatives gesagt. Aber mittlerweile haben wir sehr viel Zuspruch bekommen“, sagt Emil. „Manche nehmen unsere Arbeit mit Spott an. Es ist aber extrem wichtig, dass man sich noch an der Schule für Themen wie Klimaschutz und Mülltrennung engagiert. Bei diesen Themen ist die Organisation in den Schulen eher chaotisch“, ergänzt der 14-jährige Malte.

Es ist extrem wichtig, dass man sich an der Schule für Themen wie Klimaschutz und Mülltrennung engagiert.

Malte, Schüler am Goethe-Gymnasium Lichterfelde

Zurzeit bereiten die Schüler aus der AG einen großen Klimakongress für den 27. Mai vor, den sie mit den anderen Schulen im Bezirk durchführen möchten. Das ist gleichzeitig ihr Beitrag dafür, den Titel „Umweltschule in Europa“ behalten zu können. „Anfänglich haben wir sehr oft über Heizen, Lüften und Mülltrennen geredet, aber mittlerweile geht es auch in kleinere Bereiche rein“, kommentiert Schülerin Michelle, 16 Jahre alt. So sind Projekte über eine Alternative zu den Pappbechern in der Cafeteria, ein Logo, das auffordert, Papierblätter doppelseitig zu bedrucken, und eine Bienen-AG entstanden, die Honig herstellt und verkauft. „Langfristig versuchen wir sogar, die Energieversorgung hier so umzustellen, dass sie zum Teil aus regenerativen Quellen stammt“, sagt Noth.

So motivierte und umweltbewusste Schülerinnen und Schüler sind übrigens nicht nur am Goethe-Gymnasium zu treffen. Auch andere Schulen werden regelmäßig als „Berliner Klima Schule“ für ihre Umweltprojekte ausgezeichnet. Von Hristo Lolovski, 21 Jahre

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Kategorien Schule & Zukunft Umwelt

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