Drei junge Menschen sitzen und stehen vor einem Computerbildschirm

Neuer Ausbildungsberuf: Die digitalen Kaufleute kommen

Die neue Ausbildung als Kaufmann/-frau im E-Commerce des „Spreewild“-Partners IHK Berlin ist auf den Online-Handel zugeschnitten.

Von Rouven Kühbauch, 27 Jahre

Ein Klick – und die Ware ist bestellt und am nächsten Tag geliefert. Für den Konsumenten das Einfachste der Welt, erfordert es doch Fachkräfte auf der anderen Seite des Online-Handels. Bisher gab es für diesen Bereich, den E-Commerce, keine eigene kaufmännische Ausbildung. So mussten sich Unternehmen in diesem Bereich anderweitig aushelfen, etwa mit der Einstellung von Quereinsteigern oder Weiterbildungsprogrammen für die eigenen Mitarbeiter. Das soll sich nun ändern.

Ab diesem Jahr gibt es endlich einen auf den Online-Handel ausgerichteten kaufmännischen Beruf: Kauffrau/Kaufmann im E-Commerce. Es ist der erste neue Ausbildungsberuf in Deutschland seit 10 Jahren. Katrin Engel, Ausbildungsberaterin der IHK Berlin, spricht zurzeit mit vielen Unternehmen, um das neue Berufsbild bekannt zu machen. „Wir hatten uns eigentlich auf eine Kalt-Akquise eingestellt. Für die bleibt aufgrund der großen Nachfrage jedoch kaum Zeit“, erzählt sie. Viele Unternehmen hätten nur darauf gewartet, dass es endlich einen Beruf gibt, der zu ihrem Profil passe, sagt Engel.

„Viele kleine, berlin-typische Unternehmen kontaktieren uns, weil sie jetzt den E-Commerceler ausbilden möchten.“ Es gebe auch viele Unternehmen, die ihre Ausbildungen auf den neuen Beruf umstellen wollen. Denn ganz gleich welche Branche – vom Tourismus über die Banken bis zu Versicherungen: „Alle stellen auf Online um“, weiß Engel. Momentan ist der Beruf deshalb branchenübergreifend ausgerichtet. „Wir werden sehen, ob das ausreicht, oder ob wir nicht auch für die jeweiligen Bereiche eine eigene Sparte für den E-Commerce brauchen“, sagt Engel.

Riesige Nachfrage

Auch für das Berliner Unternehmen Marmelicious spielt der Online-Handel eine große Rolle. „Wir generieren 99 Prozent unseres Umsatzes online“, erzählt Timo Brueggemann, einer der beiden Gründer des Marmeladenherstellers. Dieses Jahr bietet das Unternehmen erstmals einen Ausbildungsplatz an. „Wir sind ein sehr junges Unternehmen und hatten bisher nicht die Kapazität dafür“, sagt Brueggemann. Erst jetzt habe das Geschäft Dimensionen angenommen, die eine Ausbildungssituation ermöglichten. Ursprünglich hätte er gerne einen Koch ausgebildet, da das Unternehmen ja Marmelade koche. Gemeinsam mit der Ausbildungsberaterin der IHK sei er dann aber auf den E-Commerceler gekommen. Eine Stelle hat er ausgeschrieben – und die ist bereits besetzt. „Mit klassischen Ausbildungsportalen haben wir uns gar nicht beschäftigt“, sagt Brueggemann.

Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre und hat eine sogenannte gestreckte Abschlussprüfung. Nach 15 Monaten findet der erste Teil der Prüfung statt, der mit 25 Prozent in die Abschlussnote einfließt. Sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Jugendlichen solle so ein Gefühl von Ernsthaftigkeit entstehen, sagt Kathrin Engel. Bei älteren Berufsbildern ist die Zwischenprüfung noch unbenotet.

Bewerben bereits möglich

Azubis, die sich bereits in einer kaufmännischen Ausbildung befinden – bei Unternehmen, die einen Online-Handel betreiben –, können auch wechseln, sagt Engel. Das müsse allerdings im Einzelfall mit dem Unternehmen besprochen werden. Wer sich auf eine Ausbildungsstelle bewerben möchte, kann bereits anfangen. Über die Voraussetzungen entscheiden die Unternehmen. Offizieller Start des Berufs ist der 1. August, es ist aber bis in den Herbst hinein möglich, sich zu bewerben. „Grundsätzlich kann man eine Ausbildung jederzeit beginnen“, sagt Engel. Es sei aber sinnvoll, das mit dem Start der Berufsschule zu verbinden. Die beginnt im September.

Die Industrie- und Handelskammer Berlin

  • Die IHK Berlin ist ein Zusammenschluss von 300 000 Unternehmen. Sie ist mit der Organisation der dualen Ausbildung betraut.
  • Duale Ausbildung: Die Ausbildungsberufe der IHK Berlin finden sowohl in den Unternehmen als auch in der Berufsschule statt.
  • Beratungsangebote für Azubis und potenzielle Ausbildungsunternehmen bietet die IHK im Netz.

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Kategorien Schule & Zukunft Uni & Ausbildung

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