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Erasmus in Birmingham: Studieren zwischen Disney und Backflips

Von Beginn ihres Erasmus-Semesters an war Mara absolut begeistert von den vielen Societies, die es an ihrer neuen Universität in Birmingham gibt. Inzwischen haben sich einige Favoriten herauskristallisiert.

Mara Buddeke, 19 Jahre

Von Beginn meines Erasmus-Semesters an war ich absolut begeistert von den vielen Societies, die es an meiner neuen Universität in Birmingham gibt. Hier finden sich mehr als 200 verschiedene Gruppen, die zusammen Sport machen, sich mit anderen Kulturen auseinandersetzen, Freiwilligenarbeit leisten oder einfach nur Cocktails trinken. Alles wird von Studierenden organisiert.

Nachdem ich mich im September eigentlich überall einschreiben wollte, besuche ich inzwischen nur noch eine Handvoll. Einer meiner Favoriten ist die Gilbert & Sullivan Society und ja, als ich davon gehört habe, wusste ich auch nicht, was das sein soll. Gilbert und Sullivan haben Ende des 19. Jahrhunderts 14 komische Opern geschrieben, die absolut lächerlich sind – und somit meiner Meinung nach wunderbar. Feen, die ins britische Parlament einmarschieren, Hochadel in Union-Jack-Unterhosen, venezianische Gondolieri in einer Dating-Show und eine Menge Hochzeiten? Klingt verwirrend, ist aber absolut göttlich und eine tolle Erfahrung. Auch wenn ich nur im Chor bin, habe ich ziemlich viel Zeit damit verbracht, die teilweise recht verwirrenden Liedtexte zu lernen und mir die Choreografien zu merken.

Ins Herz geschlossen habe ich auch die Disney-Society. Wenn man eh schon auf dem Campus ist, kann man eigentlich auch direkt noch beim Viana-Filmabend vorbeischauen oder mit ein paar anderen Mitgliedern ins Kino gehen. Fast noch besser: Disney-Karaoke. Auch wenn ich noch nie ein großer Fan davon war, mich öffentlich zu blamieren, für ein „Breaking Free“-Duett hat es sich doch gelohnt.

Im Januar habe ich mich dann noch mal zur „Give It A Go Fair“ aufgemacht und wollte gerade wieder gehen, als plötzlich jemand direkt vor mir einen Backflip hinlegte. Was sollte das für eine Society sein? Akrobatik? Zirkus? Weil ich ohnehin schon mit Flyern beladen war, näherte ich mich auch diesem Grüppchen, das über die Stufen turnte, und fand heraus, dass es an meiner Uni eine Parkour-Society gibt. Ich hatte eigentlich nie ernsthaft darüber nachgedacht, über Geländer zu springen und Hauswände hochzulaufen, aber dann ging ich doch zum Training. Obwohl ich mir regelmäßig die Finger weiß friere, meine Schienbeine von blauen Flecken übersät sind und mir jedes Mal bewusst wird, dass meine Armmuskeln gerade so ausreichen, um ein paar Sekunden von einer Mauer zu hängen, verbessere ich mich doch stetig.

Ich bin mir sicher, dass ich auch in Berlin Leute gefunden hätte, die mit mir Opern singen oder Disneyfilme schauen wollen, und ich weiß inzwischen auch schon, an wen ich mich wenden muss, wenn ich in Deutschland mit Parkour weitermachen will. Die Societies machen es allerdings viel einfacher, Menschen zu finden, die ähnliche Interessen haben. Ziemlich beeindruckend. Hoffentlich finden sich ähnliche Strukturen irgendwann auch in Deutschland.

Mara berichtet regelmäßig über ihr Erasmus-Semester. Lest hier:

Teil 1: Mara begreift, was die Erasmus-Zusage eigentlich genau bedeutet

Mit Erasmus ins Ausland: Zwischen Angst und Antragswahnsinn

Teil 2: Die Ersti-Woche

Erasmus in Birmingham: England ist mehr als Tee und Dauerregen

Teil 3: Motivierte Studenten und gesellige Dozenten

Erasmus in Birmingham: Mit Kaffee und Keksen lernt es sich besser

Beitragsfoto: Elafris Photography

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Kategorien Schule & Zukunft Uni & Ausbildung

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