Das Kinder- und Jugendhaus Bolle kämpft gegen Kinder- und Bildungsarmut – mit viel Engagement, Herz und Erfolg. Foto: Bolle

Kinder- und Jugendhaus Bolle: Lernen, das Leben selbst zu lenken

Bei Bolle bekommen Kinder und Jugendliche schulische Unterstützung, warme Speisen und Mut in sich selbst. Ein Besuch

Gerüste, Farbeimer, Werkzeugkoffer. Im dem zweistöckigen Kinder- und Jugendhaus Bolle im Marzahner Brodowiner Ring herrscht Umbaustimmung. „Es wird langsam, aber sicher etwas zu eng bei uns, doch aufgrund des laufenden Betriebes mit bis zu 120 Kindern am Tag kann man eben nicht alles gleichzeitig umbauen“, erklärt Friederike Nitsch, Pressesprecherin des im Jahr 2000 gegründeten Trägervereins Straßenkinder. „Zudem finanzieren wir uns aus Spenden, müssen also auch sorgsam haushalten.“

Sieben Jahre gibt es Bolle nun schon. Vornehmlich aus sozial schwächer gestellten Familien stammende Kinder und Jugendliche kommen nach der Schule hier zusammen, um etwas zu essen und die Hausaufgaben zu erledigen. Unterstützt werden sie dabei täglich von einem Team aus Sozialpädagogen, FSJlern und Praktikanten. Die Eltern freut das. Das weiß man auch bei Bolle. „Viele hier sind froh, dass wir mit den Kindern Schulaufgaben machen, sie fördern und mittags kostengünstig mit Essen versorgen“, sagt Nitsch. Die Portion kostet 30 Cent, wobei das nicht ganz so streng gesehen wird. „Wer kein Geld dabei hat, bekommt natürlich auch etwas, logisch. Die 30 Cent sollten eher als Symbolbeitrag aufgefasst werden, die Kosten deckt das natürlich nicht.“

Mut in sich selbst fassen

Das Kinder- und Jugendhaus Bolle kämpft gegen Kinder- und Bildungsarmut – mit viel Engagement, Herz und Erfolg. Foto: Bolle

Doch das Engagement des Bolle-Teams beschränkt sich nicht nur auf Schulisches und die Essensausgabe. Bildungs- und Kinderarmut bekämpfen, Jugendliche beim Start ins Berufsleben unterstützen, ihnen Perspektiven aufzeigen: Bolle verfolgt hehre Ziele. Die Kinder sollen Mut in sich selbst fassen, möglichst vielfältige Erfahrungen sammeln, sei es nun in der hauseigenen kleinen Fahrradwerkstatt oder beim Kochen mit den anderen. Im Keller gibt es einen Tobe- und Tanzraum, welcher auch lautstark genutzt wird. Im ersten Stock befindet sich ein Computerraum. Über das All-Kids-Projekt stehen alle Angebote auch Flüchtlingskindern der benachbarten -Unterkünfte zur Verfügung.

In der Küche tummeln sich gerade die Mädchen, heute wird eine FSJ-lerin verabschiedet, was natürlich mit einigen Blechen Schokokuchen gefeiert werden muss. Trotz der sehr angenehmen und freundschaftlichen Atmosphäre schlägt auch hier so manches Mal der ein oder andere über die Stränge. „Natürlich gibt es auch Regeln, aber von plumpen Bestrafungen halten wir überhaupt nichts“, so Nitsch. „Die Kinder sollen sich bewusst sein, was sie falsch gemacht haben.“ Regeln kennen manche nicht von zu Hause. Bei Bolle holen sie das Versäumte nach.

Die eigenen Interessen zu kennen und auszubauen, mal über den Tellerrand zu schauen, Dinge zu hinterfragen, zu einem kritischen und neugierigen Menschen heranzuwachsen, das ist es, wozu Bolle die Kinder befähigt. Einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien und Technik erlernen die Kinder im Kids-Projekt. Dabei geht es auch immer da-rum, sie von der Straße fernzuhalten. „Wir setzen uns seit 17 Jahren für die Belange von Straßenkindern ein“, sagt Nitsch. „Jedes Kind auf der Straße ist eines zu viel. Da ist es wichtig, Präventivmaßnahmen zu initiieren und Jugendlichen eine Zukunft zu bieten.“

Für so viel Engagement wurde der Straßenkinder e. V. bereits mit dem Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bei Fragen, die die Kinder- und Bildungsarmut in Berlin betreffen, hört man auf ihn. Dazu tragen auch die zahlreichen Prominenten bei, die sich als Botschafter für den Verein einsetzen, wie zum Beispiel Schauspielerin Mariella Ahrens oder Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth. Und auch in der Bezirkspolitik hat man schon wohlwollend registriert, was hier geleistet wird. „Wir brauchen Kinder und Jugendliche in Berlin, deren Potenzial gesehen und gefördert wird und die unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihrem Umfeld die Chance auf eine Aufsteigerbiografie bekommen“, so Monika Grütters, Kulturstaatsministerin und Landesvorsitzende der Berliner CDU.

Diese Biografie zu begründen, liegt letzten Endes natürlich in der Verantwortung eines jeden Einzelnen. Doch wer etwas Starthilfe braucht, ist bei Bolle an der richtigen Adresse.

Nähere Infos zu Straßenkinder e. V. und dem Kinder- und Jugendhaus Bolle gibt es unter: www.strassenkinder-ev.de

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