An der Rütli-Gemeinschaftsschule versorgt ein Schulsanitätsdienst zukünftig kleine Wehwehchen

Sollte sich an der Rütli-Gemeinschaftsschule jemand verletzen, sind ab sofort Schulsanitäter zur Stelle. In 50 Unterrichtsstunden haben gelernt, Erste Hilfe zu leisten.

Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit und schon ist es passiert: Ein Mädchen stolpert die Treppe hinauf und schlägt sich die Stirn auf. Sofort sind drei ihrer Mitschüler zur Stelle, versorgen die Platzwunde, lagern ihre Beine hoch, messen Blutdruck. Alles unter den kritischen Blicken zahlreicher Zuschauer. Bevor Letztere nun vorschnell als Gaffer verurteilt werden, soll zu ihrer Verteidigung gesagt werden, dass sie eigens dafür eingeladen wurden, den Vorfall zu beobachten. Dieser ist nämlich inszeniert und soll das Können der neuen Schulsanitäter unter Beweis stellen.

Acht Jugendliche haben die entsprechende Prüfung vor Kurzem bestanden und bilden nun den Schulsanitätsdienst der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli in Neukölln. Bei einer feierlichen Urkundenverleihung vor wenigen Tagen erfüllten sie nicht nur Schulleiterin Cordula Heckmann mit Stolz, sondern auch ihre Ausbilder vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Mit dem Projekt hat der Landesverband Berlin nämlich seinen ersten eigenen Schulsanitätsdienst trainiert. Bundesweit hat der Verein zwar bereits ähnliche Initiativen, an Berliner Schulen dominierten bislang aber andere Hilfsorganisationen. Die jetzige Kooperation wurde nicht zuletzt durch die Sozialarbeiter und Erzieher ermöglicht, die den offenen Ganztag an der Schule mitgestalten. Cordula Heckmann ist jedenfalls froh, dass ihre Schüler Praktisches für die Zukunft lernen, Teamgeist erleben und Verantwortung übernehmen. „Viele wollen sich gar nicht helfen lassen oder geben nicht zu, dass es ihnen schlecht geht. Sie denken auch, dass eine 16-Jährige nichts ausrichten kann“, erzählt Rana. „Jetzt, nachdem wir die Prüfung gemacht haben, wissen alle, wer die Schulsanitäter sind und dass wir wissen, was wir tun.“ Dafür hat Rana viel ihrer Freizeit geopfert, was sowohl ihre Schulleiterin als auch den ASB schwer beeindruckt. Bagatellverletzungen wie Schnitte oder Schürfwunden darf sie nun selbst versorgen und protokollieren. Im Not- und Zweifelsfall alarmiert sie den Rettungsdienst, kann aber auch selbst reanimieren. „Die Schulsanitäter können ihr  Wissen anwenden und weitergeben. In gewisser  Weise sind sie heranwachsende Lehrer“, meint ASB-Vorstandsvorsitzender Detlef Kuehn.

Die 15-jährige Aya möchte auch nach der Schule Menschen helfen. „Ich bin erst seit 2013 in Deutschland, vorher habe ich in Alexandria gelebt. Während der Revolution habe ich viele Verletzte gesehen und viele, die geholfen haben. Deshalb möchte ich auch helfen und später Medizin studieren“, erzählt sie.

Den Wert von Erster Hilfe haben offensichtlich viele Schüler des Rütli-Campus erkannt. Neben den acht Schulsanitätern, die nun im Dienst sind, warten sieben weitere darauf, demnächst ihre Prüfung ablegen zu dürfen. 35 haben sich bereits für den nächsten Lehrgang angemeldet. An der Gemeinschaftsschule sollten in Zukunft also immer genug helfende Hände zur Stelle sein, wenn doch mal etwas passiert.

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Kategorien Schule Schule & Zukunft

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.