Bundeswehr

Gehorsam trifft Widerstand: Zu Besuch in der Julius-Leber-Kaserne

Der Bundeswehr mangelt es an Nachwuchs. Dennoch gibt es sie, die jungen Menschen, die sich verpflichten lassen.

Ich stehe am Haupteingang der Julius-Leber-Kaserne im Wedding und warte darauf, abgeholt zu werden. Ich will herausfinden, warum Leute zum Militär gehen, obwohl 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Die Bundeswehr musste sich seither rasant verändern. Mit dem Auto werde ich vom Haupteingang über das Kasernengelände zum Casino gefahren. Hier treffe ich die Soldaten Schlüter und Fanta. Beide betreiben seit Jahren Kraftsport, das ist nicht zu übersehen. Fanta ist der Bundeswehr 2011, mit 23 Jahren, beigetreten. „Ich habe es schon immer als meine Pflicht empfunden, etwas für Deutschland zu tun“, argumentiert er. Seine Grundausbildung absolvierte er beim Wachbataillon, 2014 dann der Wechsel in die Julius-Leber-Kaserne, wo er heute die Präventionsräume, also die Sportbereiche, leitet.

Der 28-jährige Schlüter ist seit 2008 dabei. Nach seinem Hauptschulabschluss bewarb er sich erfolglos auf mehrere Jobs. „Die Truppe lernt einen Disziplin. Das fanden auch meine Eltern gut“, sagt er. Beim Fallschirmjägertrupp hat sich Schlüter gleich für vier Jahre verpflichten lassen. In der Infanterie wurde er vom ersten Tag an zum Kämpfen ausgebildet, wie er sagt. Von 2010 bis 2011 war er im Kundus in Afghanistan eingesetzt und führte „aktive Gefechtsaufklärung“. Dass er Einsätze im Ausland haben wird, war ihm bewusst. Zweifel, ob dies richtig sei, habe er nie gehabt. „Du bekommst deinen Auftrag und machst das, wofür du jahrelang ausgebildet wurdest. Da wird kein politischer Hintergrund hinterfragt.“

Schlüter kam zum Militär, als es noch die Wehrpflicht gab, und erlebte, wie sich die Bundeswehr verändert hat. „Der Wille der jungen Männer, etwas für sein Land zu tun, ist nicht mehr da. Früher hat man sie zum Militär geschleppt, aber nach ein paar Wochen hatten sie dann auch Lust.“

Fanta gehört zum zweiten Jahrgang, der den Bund als Berufsarmee kennenlernte. Veränderungen nahm er vor allem durch die Ausbilder war. „Früher haben sie den Ton angegeben und alle haben das dann gemacht. Ich habe das Gefühl, heute müssen sie die Mannschaft eher bitten.“

Schlüter hat sich nach Berlin versetzen lassen, um die Abendschule besuchen zu können. Innerhalb eines Jahres hat er dort seinen Realschulabschluss nachgeholt. Jetzt hat er sich beim Zoll beworben, sollte das nicht klappen, möchte er das Fachabitur nachholen. Fanta hat während seiner Zeit beim Bund seinen Trainerschein gemacht. Bis 2019 ist er noch verpflichtet, danach möchte er im zivilen Bereich arbeiten. „Viele Soldaten sind perspektivlos, das schockiert mich.“  Wer zur Bundeswehr geht, solle wissen, was er will, und sich von niemandem reinquatschen lassen, so sein Rat.

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„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.