Ein Tischler präsentiert auf der Bildungsmesse "Einstieg Hamburg" seine Arbeit. Foto: Maja Hitij/dpa

Statt „irgendwas mit Medien“: Jugendliche erzählen, warum sie Tischler werden wollen

Während viele Ausbildungsstellen im Handwerk unbesetzt bleiben, erfreut sich der Tischlerberuf bei jungen Menschen hoher Beliebtheit. Warum das so ist, haben wir drei junge Männer gefragt.

Der logische Schritt nach dem bestandenen Abitur ist für die Mehrheit der Absolventen das Studium. Gerade einmal zwölf Prozent der Abiturienten entscheiden sich für eine Ausbildung. Das bekommt auch das Handwerk zu spüren. Immer weniger junge Menschen bewerben sich auf die zu vergebenden Ausbildungsplätze. Während 2005 rund 16.000 junge Berliner in einer Handwerksausbildung waren, sind es 2015 nur noch knapp 9.000.

Der Beruf des Tischlers scheint hier die Ausnahme zu sein, dieses klassische Handwerk genießt geradezu Hochkonjunktur. Auf acht Lehrstellen kommen 100 Bewerber. „Das ist einer der Berufe, zu dem man einen Bezug hat. Möbel werden anders wahrgenommen als beispielsweise ein Dachstuhl“, begründet Hermann, der dieses Jahr sein Abitur abgelegt hat und sich nun für eine Tischlerlehre interessiert. Den Handwerksboom erklärt er sich so: „Viele Menschen, die einen hohen Bildungsabschluss haben, möchten gerne irgendwas mit Medien machen. Bevor sie dann in unbezahlten Praktika hängen, wählen sie aber lieber einen Beruf, der mehr Sicherheit gibt“, meint der 19-Jährige.

Hermann ist einer von vielen jungen Menschen, der Gefallen an dem traditionellen Handwerk gefunden hat. Er kommt ursprünglich aus Mecklenburg, wo „Handwerk ganz normal ist“, wie er sagt. Die Arbeit mit Holz gefällt ihm von Kind auf. In Berlin hat er sein Interesse dann auf Abenteuerspielplätzen ausleben können. „Ich hatte das große Glück, dass es an meiner Schule eine kleine Tischlerei gab. Für meine Mutter habe ich dort mal eine Küchenbank gebaut. Daraufhin fragten mich Freunde, ob ich auch für sie Möbel bauen könnte.“

Auf die Frage, was ihn bei der Arbeit mit Holz reizt, erzählt Hermann: „Die Oberfläche von Holz besitzt eine eigene Struktur.“ Das sei immer wieder herausfordernd. Und am Ende des Tages wisse man, was man gemacht hat. „Statt den ganzen Tag vor dem Rechner zu sitzen bist du als Tischler von der Arbeit geschafft, das finde ich sehr angenehm.“

Ein Tischler präsentiert auf der Bildungsmesse "Einstieg Hamburg" seine Arbeit. Foto: Maja Hitij/dpa
Ein Tischler präsentiert auf der Bildungsmesse „Einstieg Hamburg“ seine Arbeit. Foto: Maja Hitij/dpa

Pit ist 21 Jahre und erzählt: „Man kann Tischler auch gut als Grundlage für ein Duales Studium nutzen.“ Er hat nach seinem Abitur auf vielen Baustellen gejobbt. Dort kam er mit dem Material Holz in Berührung. Jetzt hat er sich bei allen möglichen Tischlereien beworben. Die Schwierigkeit dabei sei, dass in Berlin nur wenige Tischlereien ausbilden. „Wenn das nicht klappt, versuche ich über ein Praktikum an eine Ausbildung zu kommen.“

Diesen Weg versucht auch Karl zu gehen. Er ist 19 Jahre alt und wie Hermann gerade mit seinem Abitur fertig. Zurzeit macht er ein Praktikum bei einem Tischler. Nächstes Jahr wird dort ein Ausbildungsplatz frei, auf den er sich bewerben möchte. „In der Schule war alles sehr theoretisch, jetzt habe ich Lust endlich mal was praktisches zu machen“, erzählt Karl. „Und wenn ich das doch nicht als Beruf ausüben sollte, kann ich mir wenigstens selber Möbel bauen.“

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„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.