Freizeitpraktikum: Dass es räumlich eng werden könnte, ahnte ich bereits bei meinem Vorstellungsgespräch. Ich hatte mich, lange bevor ich zur Jugendredaktion der Berliner Zeitung kam, um ein Schülerpraktikum bei einer kleinen Anzeigenzeitung außerhalb Berlins beworben. Das Redaktionsbüro befand sich in der oberen Etage eines einstöckigen Hauses. Der Empfangstresen stand in einem Foyer, das etwa halb so groß war wie mein Zimmer zu Hause. Dahinter saß eine etwa 80 Jahre alte Frau. Als ich mich vorstellte und ihr sagte, ich hätte einen Termin, erwiderte sie, sie wisse nichts davon, sie sei die Korrekturleserin. Die Sekretärin habe sie in die Mittagspause geschickt, um einen Sitzplatz zu haben.
Der Redaktionsleiter empfing mich. Er führte mich durch den schmalsten Flur, den ich je gesehen habe, man musste sich an einem kleinen Computertisch vorbeiquetschen. Er hob entschuldigend die Schultern. „Hier sitzt unser Volontär“, sagte er. Sein Büro war eine Nische mit Tür. Wir kamen überein, dass ich mein Praktikum besser zu Hause absolvieren würde, weil es keinen Arbeitsplatz für mich gab. Er wollte ein guter Chef sein und gab mir nur auf, in den zwei Wochen meines Praktikums zwei Texte zu schreiben. Weil ich keine Schule hatte und alle meine Klassenkameraden in ihren Praktika den ganzen Tag arbeiten mussten, war ich nach wenigen Tagen fertig und hatte frei.
(Von Patrick Schmitt, 19 Jahre)