Wie wird man eigentlich Comiczeichnerin?

 

Die Comiczeichnerin Paula Bulling im Porträt

Für Paula Bulling, die Autorin von Im Land der Frühaufsteher“, scheint es gerade gut zu laufen: Ihr erster Comic stieß bei der Presse auf positive Resonanz und in ihrem E-mail-Postfach warten täglich Anfragen für Lesungen und Ausstellungen. Man sieht der 26-jährigen Künstlerin an, dass das Promoten der eigenen Werke noch neu für sie ist, gleichzeitig zeigt sie sich im Interview souverän und beantwortet all unsere Fragen mit großer Professionalität.

Wenn jemand ein Buch schreibt, musikalisch den Durchbruch schafft oder wie Paula Bulling ein Comic veröffentlicht, gehen wir schnell davon aus, die Person sei sich ihres Talentes schon immer sicher gewesen und habe schon immer gewusst, was sie machen wolle. Bei Paula Bulling sieht das Ganze ein wenig anders aus. 2006 ging die Berlinerin an die Hochschule für Kunst und Design nach Halle, um Keramik zu studieren. Bis zum Vordiplom sei sie gekommen, sagt sie mit einem Lächeln, dann habe ein Gastsemester in der Illustrationsklasse ihr Interesse geweckt, nicht nur Keramikentwürfe sondern Handlungsabläufe zu zeichnen. „Das wichtigste ist, dass man eine Geschichte zu erzählen hat.“, antwortet sie deshalb auf die Frage, wie man eigentlich eine Comiczeichnerin wird.

Weil sie sich so für das Erzählen begeistert, ist für sie das Spannendste und Kreativste beim Comiczeichnen, sich zu überlegen, wie man seine Geschichte auf einzelne Bilder aufteilen kann. Nichtsdestotrotz darf das eigentliche Zeichnen natürlich nicht zu kurz kommen. Hierbei ist es für Bulling reizvoll, für neue Projekte neue Arbeitsweisen und Zeichentechniken auszuprobieren, und sich von französischen Comics und Filmen inspirieren zu lassen. Außerdem ist der Illustrator, Grafiker und Comic-Zeichner Georg Barber, der besser unter seinem Künstlernamen ATAK bekannt ist und bei dem sie Kommunikationsdesign studierte, ein großes Vorbild für sie.

Die Idee zu ihrem ersten Comic „Im Land der Frühaufsteher“ kam ihr, als ihre Universität ihr die Aufgabe stellte, sich mit der eigenen Stadt, Halle, zu beschäftigen, und sie durch den Vortrag syrischer Menschenrechtsaktivisten auf die Probleme von Asylbewerbern aufmerksam wurde. Bei ihren Besuchen in Flüchtlingsheimen in ganz Sachsen-Anhalt lernte sie das Bundesland von einer neuen und desillusionierenden Seite kennen. Diese Einblicke in die schwierigen Lebensumstände und den alltäglichen Rassismus, mit dem Deutsche immer wieder den Asylbewerbern begegnen, hat sie in eindrücklichen Bildern festgehalten – anfangs noch ohne den Gedanken, das gesammelte Material später als Comic zu veröffentlichen.

Ihr Tipp für junge Comiczeichner oder solche, die es gerne werden möchten, ist deshalb: Einfach drauflos zeichnen. Und wer Anregungen braucht, der könne bei Renatecomis in der Tucholskystraße vorbeischauen, wo es Comickurse und einmal im Monat einen Comicstammtisch gibt.

Cordula Kehr (21 Jahre)

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Job Schule & Zukunft Uni & Ausbildung

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.