Die Kurve gekriegt

Die Teilnehmer des Projekts „Gemeinsam schaffen wir das“ feiern das 10-jährige Bestehen der Initiative für Jugendliche mit Startschwierigkeiten. Foto: BSR/ Rene Worlitzer
Die Teilnehmer des Projekts „Gemeinsam schaffen wir das“ feiern das 10-jährige Bestehen der Initiative für Jugendliche mit Startschwierigkeiten. Foto: BSR/ Rene Worlitzer
Das Projekt „Gemeinsam schaffen wir das!“ der Berliner Stadtreinigung feiert sein zehnjähriges Bestehen

Schlechte Noten, nicht gemachte Hausaufgaben und hohe Fehlzeiten – Schulprobleme wie diese hatten Steve, Michael und Fabricio. Wer ihre alten Zeugnisse sieht, würde kaum vermuten, dass sie ein Jahr nach dem Ende ihrer Schullaufbahn eine betriebsintegrierte Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen haben würden. Dass es nie zu spät ist, die Kurve zu kriegen, zeigten sie in dem Projekt „Gemeinsam schaffen wir das!“ der Berliner Stadtreinigung (BSR). Ziel des Projektes ist es, Jugendliche mit Lernschwierigkeiten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Eine praxisnahe Qualifizierung soll den Schülerinnen und Schülern eine berufliche Perspektive eröffnen.


Vergangenen Montag feierte das Integrationsprojekt, das die BSR in Kooperation mit dem Unternehmen Gegenbauer, der Charlottenburger Loschmidt-Oberschule und dem Träger GFBM gGmbH durchführt, sein zehnjähriges Bestehen. Im Beisein von BSR-Chefin Vera Gäde-Butzlaff und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) wurde 14 Jugendlichen, die im August 2013 ihr Praktikum begonnen hatten, ihr Abschlusszeugnis überreicht – und ein Arbeitsvertrag.

Vera Gäde-Butzlaff lobte die Einsatzbereitschaft der einzelnen Beteiligten: „Man sieht, dass die, die dabei sind, alle etwas mehr leisten als das, was im Arbeitsvertrag steht.“ Bildungssenatorin Sandra Scheeres sagte: „Das Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen können.“ Der Erfolg sei nicht zuletzt der guten sozialpädagogischen Projektbegleitung zu verdanken.

Während des Praktikums, da sind sich die Jugendlichen einig, sei die größte Herausforderung das frühe Aufstehen gewesen: „Es war echt was Neues, jeden Morgen um 4.30 Uhr aus dem Bett zu müssen. Das war am Anfang wirklich nicht einfach, aber inzwischen klappt es sehr gut“, meint Michael Lekay, der nach erfolgreich beendeter Qualifizierung nun als Bedarfskraft bei der BSR beginnt. „Man muss lernen, Tiefpunkte zu überwinden und sich das Ziel zu setzen, es zu schaffen“, sagt Steve Mandel, der einen Ausbildungsplatz bei Gegenbauer in der Gebäudereinigung gefunden hat. Eine Hilfe sei der Zusammenhalt im Team. „Wir motivieren uns gegenseitig“, erzählt Fabricio Sawatzki, der im letzten Durchlauf sein Praktikum erfolgreich absolviert hat und bereits seit einem Jahr als Bedarfskraft bei der BSR tätig ist. Auf die Frage, wo er sich in fünf Jahren sieht, antwortete er: „Ich hoffe, dass ich dann mit meinem Lkw-Führerschein fertig bin und eine feste Stelle habe.“

Einsatzleiter Peter Schulz ist zuversichtlich, dass die Projektteilnehmer ihren Weg gehen werden: „Wir stellen immer wieder fest, dass Zeugnisse eben nicht alles sind“, sagt er. Diese würden etwa über handwerkliche Fähigkeiten, die in vielen Berufen gebraucht werden, wenig aussagen. „Was die Praxis angeht, sind die meisten hier von vornherein sehr fit“, sagt Schulz.

(Julien Hoffmann, 20 Jahre)

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