Ein neues Wirgefühl

Schulen waren bislang vor allem Orte zum Lernen. Engagierte Schüler wollen sie nun lebenswerter machen 

 

Von Ben Marc , 18 Jahre

 

Die Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums haben Schreibwaren mit dem vorläufigen neuen Logo ihrer Schule konzipiert. Bild: Duc Viet Nguyen
Die Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums haben Schreibwaren
mit dem vorläufigen neuen Logo ihrer Schule konzipiert. Bild: Duc Viet Nguyen

Schüler, die in den USA eine Highschool besuchen, machen eine gemeinsame Erfahrung: Tagtäglich erleben sie den sogenannten „School Spirit“, eine Art Zusammengeh.rigkeitsgefühl aller Schüler der Schule. Eine wirklich passende Entsprechung für den englischen Begriff gibt es im Deutschen nicht. Allein das deutet darauf hin, dass das Thema in den meisten deutschen Schulen bislang nicht sehr wichtig war. Das scheint sich nun jedoch zu ändern: An immer mehr Schulen stellen sich seit einigen Monaten engagierte Schüler die Frage, wie man erreichen kann, dass sich Schüler stärker mit ihren Schulen identifizieren und sie nicht nur als Lernort, sondern auch als Lebensraum begreifen. An einem Gymnasium begleiten ältere Jugendliche ihre jüngeren Schulkameraden auf Klassenfahrten. An einem anderen organisieren Schüler ein Playstation- Turnier in der Aula.

 

Ein Beispiel bietet auch das Alexander- von-Humboldt-Gymnasium in Köpenick, an dem Schülersprecher Nico Lachmann in den vergangenen Monaten einige Veränderungen angestoßen hat. „Ich habe den Zusammenhalt der Schüler in den USA bei einem Auslandsaufenthalt kennengelernt. Als ich zurück nach Deutschland kam, wurden im Übergang von der zehnten zur elften Klasse die Klassenverbände aufgelöst. Das führte dazu, dass ich mir Gedanken über die Schulatmosphäre machte“, sagt er. Gemeinsam mit der Schülervertretung überlegte Nico Lachmann, wie man die Beziehung der Schüler zu ihrem Gymnasium verstärken könnte. „In der Gesamtschülerversammlung bekamen wir große Zustimmung von den Klassen- und Kurssprechern, die auch viele eigene Ideen einbrachten“, berichtet er.

 

Neben der Eröffnung eines Nachhilfeforums gründete sich eine Kommission, in der Schüler ein vorläufiges Schullogo und eine Flagge für die Schule entwarfen, die künftig bei Sportwettkämpfen zum Einsatz kommen soll. Auch bedruckte T-Shirts soll es geben. Überdies sind Patenschaften geplant, die höhere Klassen für ihre jüngeren Mitschüler übernehmen sollen.

 

Ein Schüler hielt in der Bezirksschülerversammlung Treptow-Köpenick einen Vortrag über die Ideen. Auch der Landesschülerausschuss Berlins befasst sich inzwischen mit dem Thema „Schule als Lebensraum“ und unterstützt aktuell die Bildungsinitiative „mehr als lernen“. Sie organisiert das Frühlingscamp 2014. Unter dem Motto „Bildung anders erleben“ können interessierte Jugendliche im März drei Tage lang an Diskussionen und Workshops zu Themen wie Traumschule, Vertretung von Schülerinteressen oder Schulklima mitwirken. „Wir wollen den Schulzusammenhalt fördern“, sagt Bent Neumann von der Initiative. Von einem Trend zu mehr Identifikation mit der Schule möchte er nicht reden. „Wir sehen, dass mehr Schüler, vor allem an Gymnasien, sich des Themas annehmen, aber um einen Trend auszurufen, wäre es zu früh.“ Die wichtigste Voraussetzung, um die Identifikation mit der Schule zu stärken, ist laut Bent Neumann die Initiative der Schüler: „Sie sind die größte Gruppe an jeder Schule. Es muss von ihnen ausgehen.“

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Ende 2013 wurde ich Mitglied der Jugendredaktion. In der Zwischenzeit hat sich mein Leben ganz schön verändert. Doch noch immer denke ich gern um die Ecke und habe oft unkonventionelle Vorstellungen. Die Tätigkeit bei der Zeitung hilft mir, diese anderen verständlich zu machen und selbst zu hinterfragen. Dabei verirre ich mich manchmal im Detail, gelange letztendlich jedoch weiter heraus als ich zuvor gewesen war.