Lernen, sein Glück zu schmieden

Ernst Fritz-Schubert (64), Erfinder des Schulfachs „Glück“. Foto: Privat

An mehr als hundert Schulen im deutschsprachigen Raum wird Glück als Schulfach unterrichtet


Im Jahr 2007 hat der ehemalige Direktor der Willy-Hellpach-Schule Heidelberg, Ernst Fritz-Schubert, an seiner Schule das Fach „Glück“ etabliert. Ausgehend von der Annahme, dass Glück erlernbar ist, soll es Schülerinnen und Schüler zu zufriedenen und selbstsicheren Menschen ausbilden. Die Jugendredaktion fragte den Erfinder, was für ihn Glück bedeutet und wie die Idee zu seinem Fach entstanden ist.


Herr Fritz-Schubert, Sie wollen glückliche Schüler. Aus eigener Erfahrung?

Ich hatte immer das Gefühl, ein verkanntes Genie zu sein, das durch Reglementierung und Anpassung am Entdecken der Welt gehindert wird. Mir ging es so wie den vielen Menschen, die erst nach ihrer Schulzeit das Lernen als Quelle von Lebensfreude entdeckten.


Ein solches Schulfach einzuführen, ergibt nur Sinn, wenn man überzeugt ist, dass ein Gefühl wie Glück gelehrt werden kann.

Glück fällt weder auf Kommando vom Himmel, noch entstehen willentlich Glücksgefühle. Machen wir uns auf die Suche nach dem Glück, dann suchen wir in erster Linie nach guten Gründen zum Glücklichsein. Ich glaube daran, dass man lernen kann, sich auf diese Suche zu begeben, und dass sich dadurch die Chance auf ein gutes Lebenskonzept, auf glückliche Momente im Leben erhöht.


Wie entstand die Idee, einen Glücksunterricht in der Schule einzuführen?

Ich habe die Erklärung der Rechte des Kindes der Vereinten Nationen entdeckt. Da heißt es: Wir schulden dem Kinde das Beste, damit es eine glückliche Kindheit hat. Ist es unter diesen Umständen nicht dringend geboten, jungen Menschen Gründe zum Glücklichsein aufzuzeigen, die in ihnen selbst, in ihren Handlungen oder in ihren Mitmenschen zu finden sind?


Welche Kernkompetenzen lehrt „Glück“?

Das Fach basiert auf der Grundlage des Glücksbegriffes von Aristoteles. Es soll die für die Menschen wichtigen Bereiche Körper und Seele, aber auch den Bezug zur Gemeinschaft vermitteln. Die Schüler sollen erfahren, dass Glück wählbar und erlernbar ist und sich im glücklichen und erfolgreichen Tun widerspiegelt.


Im Unterricht wollen Sie Schlüsselerlebnisse schaffen, die zu guten Absichten führen.

Wir wollen die Schülerinnen und Schüler mit Mitteln wie etwa der Theater- und Bewegungspädagogik die Wechselwirkungen zwischen körperlicher Wahrnehmung, Emotion und Kognition erleben lassen. Bei Theaterimprovisationen können sie erkennen, wie der körperliche Ausdruck Emotionen sichtbar macht. In der Kletterhalle erleben sie Handlungserfolge und gewinnen Zuversicht. Auf einer Holzplatte erleben sie, wie sich ein aus den Fugen geratenes Gleichgewicht – auch im übertragenen Sinne – durch die Dynamik des Einzelnen oder der Gruppe ausbalancieren lässt.


In einem Satz: Was ist Glück für Sie?

Weit mehr als der positive Zufall, wie er beim Lotto vom Himmel fällt, oder das Hochgefühl, wie es frisch Verliebte spüren. Lebensglück besteht nicht nur aus intensiv erlebten Glücksmomenten, sondern aus der Fülle der glücklicheren und weniger glücklichen Ereignisse des Lebens.


Das Gespräch führte Cordula Kehr (21 Jahre).

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