Axel Bosse fragt die Jugendredaktion: „Gibt es etwas Gesellschaftliches und/oder Politisches, was euch wütend macht? Mit welcher Parole würdet ihr auf die Straße gehen?“
Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Herr Bosse, können Sie Zeitung lesen, ohne wütend zu werden? Wenn ich darüber nachdenke, was in „Politik und Gesellschaft“ passiert, schäume ich vor Wut. Hier eine kleine Übersicht über die Gründe, gegliedert nach Zeitungsressorts:
Innenpolitik: tägliche Berichte über „unglückliche Zufälle“ in Verfassungsschutzbehörden. Ich frage mich, ob es noch aussagekräftige Akten über Rechtsextreme gibt, die nicht von Schreddern gefressen wurden.
Außenpolitik: Die USA jagen Islamisten in Pakistan. Seit 2004 wurden dabei rund 3 000 Menschen von Drohnen getötet. Die Zahl ziviler Opfer ist höher als die getöteter Terroristen.
Wirtschaft: Finanzunternehmen betreiben Nahrungsmittelspekulation und verursachen damit Hungersnöte in Afrika.
Feuilleton: Eine Boulevardzeitung erhält den Henri-Nannen-Preis für investigativen Journalismus – was sie enthüllt hat, bleibt offen.
Vermischtes: Im Mittelmeer sind 61 libysche Flüchtlinge verdurstet, obwohl Fischerboote und ein Nato-Schiff in Sichtweite gewesen sein sollen, zudem hätten die Flüchtlinge per Funk um Hilfe gerufen.
All das macht mich wütend. Aber was kann ich tun? Auf die Straße gehen, Parolen rufen (wie genau sie lauten, ist erstmal zweitrangig), nicht für Finanzunternehmen arbeiten, stattdessen hier über die Flüchtlinge schreiben. Vielleicht bringt das etwas.
Ihre Josephine Valeske (16 Jahre)
Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.