Visionen im Realitätscheck

Un reden tun wa och nich so. Wer wat janz besonderet is, der zeigt dit eben och jerne, wa? Außerdem sin wa cool jenuch, unsere Jelehrtheit nich imma raushängen zu lassen. (Foto: Raufeld/Fritz Schumann)
„Ich glaube nicht, dass es irgendetwas auf der ganzen Welt gibt, was man in Berlin nicht lernen könnte – außer der deutschen Sprache!“


Mark Twain (1835-1910), 
US-amerikanischer Schriftsteller, der 
im Winter 1891/1892 in Berlin lebte.


Zugegeben, dieser Ausspruch Mark Twains ist nicht wirklich eine Vision, visionär ist er aber allemal. Schließlich ist die Frage, wie sehr man in der deutschen Hauptstadt beim Lernen der deutschen Sprache unterstützt wird, im Zusammenhang mit der Integrationsdebatte aktueller denn je.



Wenn Thilo Sarrazin das gewusst hätte! Mark Twain – einer der wichtigsten amerikanischen Schriftsteller aller Zeiten – ein mutmaßlicher Integrationsverweigerer, der sich mit billigen Ausreden davor drückt, Deutsch zu lernen! Immerhin fünf Monate lebte er in Berlin. Das ist zwar schon eine Weile her, die Voraussetzungen zum Erlernen des Deutschen dürften sich seither allerdings wenig verbessert, womöglich verschlechtert haben. Der Berliner Dialekt ist heute nicht weniger verbreitet als Ende des 19. Jahrhunderts. Zurück in der Heimat würde Twain wahrscheinlich mit dem beliebten Berliner Busfahrersatz „Jehn Se ma aus’n Türbereich raus, ick steh hier nich weil ick früsche Luft brauche“ prahlen. 



Bleibt zu hoffen, dass nicht nur Twains Aussage über das Verhältnis der Berliner zur deutschen Sprache bis heute Gültigkeit hat, sondern sein ganzes Zitat. Denn das besagt, dass man in Berlin zwar nicht Deutsch, dafür aber alles andere lernen kann.


(Vivian Yurdakul, 20 Jahre)

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