Ist die Party vorbei?

Noch gibt’s genug Gründe zu feiern. (Foto: Hinkstockphoto/Denis Tevekov)
Im Watergate diskutierten Experten aus Politik und Szene, wie man die Techno-Kultur erhalten kann


von Maximilian Hennig, 18 Jahre



Nasse, erschöpfte Körper. Bunte Lichter, die zum treibenden Beat blitzen. Strahlende Gesichter mit Tunnelblick. Spätestens seit Hannes Stöhrs Film „Berlin Calling“ ist das Klischee einer Clubnacht in der Hauptstadt auch Nicht-Nachtschwärmern bekannt. Doch die Feierkultur bröckelt. Beliebte Clubs wie die Bar 25 müssen wegen Großbauprojekten schließen. Steigende Mieten treiben die Akteure der Szene aus ihren Kiezen. Gleichzeitig wirbt der Senat mit der Subkultur als Standortfaktor um Investoren.


Als Reaktion auf die voranschreitende Gentrifizierung – der Verdrängung von etabliertem Leben in ursprünglich ärmeren Kiezen durch wohlhabendere neue Mieter – diskutierten am 5. November Clubbetreiber, Veranstalter, Politiker und Soziologen im Watergate über „Die Berliner Techno-Szene zwischen attraktiven alternativen Lebens-und Arbeitsformen, Investoren und Stadtpolitik“.


Den Hauptschwerpunkt der Diskussion bildete die Frage nach Wegen zur Erhaltung der bestehenden Clublandschaft. Klaus Lederer, Senatsabgeordneter der Linken, wies auf die nötige Resonanz in der Gesellschaft hin, damit sich durch Druck der Bevölkerung das „Kräfteparallelogramm“ zu Gunsten des Undergrounds verschiebt. Heftig wurde aber auch die Organisation in gemeinschaftlichen Interessenverbänden wie etwa der Berliner Club Commission diskutiert. Steffen Hack, Betreiber des Watergate-Clubs und Organisator der Berlin Music Days, kritisierte diese als ein Instrument des Senats, um politische Interessen in die Szene zu tragen. Die hätten dort jedoch nichts zu suchen. Ob diese Abschottung bei der Lösung der Probleme hilfreich ist, schien vielen Teilnehmern fraglich. Szene-Aktivist und Mikz-Club-Betreiber Raimund Reintjes machte deutlich, dass die Clubkultur nur bewahrt werden kann, wenn Situationen geschaffen werden, von denen Stadt und Szene profitieren. Dies setze jedoch auf beiden Seiten Kompromissbereitschaft voraus, die nicht in Sicht sei.


Am Ende der Diskussion herrschte das schale Gefühl vor, dass die Berliner Techno-Szene an inneren Streitigkeiten und dem Starrsinn der Politik zerbrechen wird. Doch wenn man eines aus dem Nachtleben lernen kann, dann dies: Die Party ist nie vorbei. Und morgen wird nie wie heute sein.

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