„Der krasseste Hebel, den wir haben, um den Klimawandel zu beeinflussen, ist unser Konsum.“


Im Rahmen unserer Serie zum Thema Klimaerwärmung, bringen wir diese Woche ein Interview mit Maurice Stanszus zum Thema Klimawandel und Konsum.


Maurice Stanszus, Jungunternehmer und Klimavisionär, möchte es den Menschen mit Hilfe der Suchmaschine WeGreen ermöglichen, sich schnell und einfach über die Nachhaltigkeit eines Unternehmens und dessen Produkte zu informieren. (Foto: Dominik Tränklein)
Ich treffe mich mit Maurice Stanszus in dessen Wohnung. Er hatte mich gebeten Brötchen mitzubringen, damit wir zusammen frühstücken könnten. Leider ist die Butter alle. Maurice löst das Problem indem er einfach Remouladen-Sauce nimmt und ich mache es ihm nach. Nach dem Frühstück setzen wir uns auf sein Sofa. Ein Laptop auf den Knien, beantwortet Maurice meine Fragen immer wieder mit Hilfe von Beispielen im Internet.


Maurice, dich kann man als Erfinder von WeGreen bezeichnen. Was verbirgt sich hinter diesem Namen?


WeGreen ist eine Art Suchmaschine, mit der ich mich als Konsument darüber informieren kann, ob ein Unternehmen seine Mitarbeiter fair behandelt, sich um die Umwelt kümmert oder etwas für die Gesellschaft tut. Wenn ich also etwas kaufen möchte, dann kann ich vorher über WeGreen herausfinden, ob das Unternehmen von dem das Produkt ist, nachhaltig produziert und wirtschaftet.


Um das herauszufinden kann ich entweder auf www.nachhaltigskeitsampel.de gehen oder wenn ich ein Smartphone habe, dann kann ich darauf ein kostenloses Programm installieren und die Informationen direkt darüber beziehen. Dazu muss ich einfach den Barcode, also diesen Strichcode auf dem Produkt scannen und mein Handy sagt mir dann, wie umweltfreundlich, sozial und überhaupt nachhaltig das Unternehmen, von dem das Produkt ist, produziert.



Wie wichtig ist es im Zusammenhang mit dem Klimawandel darauf zu achten, dass das was ich kaufe umweltfreundlich produziert wurde?


Es ist einfach so, dass der krasseste Hebel, den wir haben, um den Klimawandel zu beeinflussen unser Konsum ist. Weil der Konsum der Grund für ein Drittel aller Treibhausgase weltweit ist. Das heißt, was man machen könnte in seiner Rolle als Konsument ist darauf zu achten, dass die Produkte, die ich kaufe eben CO2 effizienter hergestellt sind. Die Problematik ist bislang aber, dass das keiner weiß. Das wissen oft noch nicht einmal die Unternehmen selbst. Bei Coca Cola zum Beispiel ist es so, dass ein großer Teil des Energieaufwands durch die Kühlschränke zustande kommt. Also durch die Kühlung, die diese ganzen Automaten haben.


Wenn du jetzt aber irgendetwas kaufst, dann guckst du auf die Verpackung, um zu sehen wer das Produkt hergestellt hat. Den Namen der Firma gibst du dann hier www.nachhaltigkeitsampel.de ein und wenn das Produkt zum Beispiel von REWE ist, dann siehst du hier verschiedene Informationen. Wenn wir uns jetzt auf das Klimathema beschränken, dann nimmt REWE hier zum Beispiel am Carbon-Footprint-Programm teil . Das sagt wie viel CO2-Emmission zum Beispiel hinter Erdbeeren stehen, also wie viel CO2 ich als Konsument freisetze, wenn ich Erdbeeren kaufe.


Wenn man dann genauer wissen will wie das funktioniert, dann steht das hier alles. Da wird dann genau aufgelistet, dass die Erdbeeren erstmal irgendwo angebaut werden müssen und dort Dünger und Bewässerung brauchen und so weiter. Das wird als Produktionsphase bezeichnet. Dann folgt der Transport, denn die Erdbeeren müssen ja hierher transportiert werden und dann kommt die Nutzungsphase. Die ist in diesem Fall nicht so interessant, weil die Erdbeeren isst man einfach und fertig.


Bei Tchibo aber ist es jetzt zum Beispiel so und das hat die selber überrascht, dass bei so einer Tasse Kaffee die Hälfte der CO2-Emission bei der Produktion entsteht. Damit ist gemeint, dass Kaffee eine sehr energieintensive Pflanze ist. Die Kaffeepflanze braucht krass viel Wasser und Dünger und wächst vergleichsweise lange. Beim Kaffee aber, anders als bei der Erdbeere, ist das wichtigste die Nutzungsphase. Also die Frage, wie ich den Kaffee zubereite. In einer vollautomatischen High-Tech-Kaffeemaschine oder in einer Bodum-Kanne. Denn man glaubt es kaum aber das macht beim Kaffee die Hälfte der CO2-Emission aus.


In Sachen Klimawandel hat keiner mehr Macht als der Konsument - sofern er sich richtig informiert. (Foto: Maurice Stanszus)
Bedeutet das, dass ich zum Spezialisten meines eigenen Konsumverhaltens werden muss, also jedes Produkt auf seine Besonderheiten hin untersuchen sollte?


Man sollte besser darauf achten von welchem Hersteller kauft man das, denn viel lässt sich schon über den Firmennamen rausfinden. Wenn ich jetzt diesen HP-Computer kaufe, dann sieht man ja, dass Hewlett-Packard nicht soviel CO2-Emissionen produziert. Rank a brand zum Beispiel sagt, dass HP im Bereich Klimapolitik 60% der möglichen Punkte erreicht. Man kann jetzt nicht einschätzen ist das gut oder schlecht oder was auch immer. Hier steht zwar wie das bewertet wird aber manchem reicht das vielleicht nicht aus und dann kann man noch einen Schritt weitergehen und auf Rank a Brand gucken was HP im Bereich CO2-Vermeidung genau macht. Hier sieht man zum Beispiel, dass HP versucht die Kyoto-Protokolle zu erfüllen, bis 2012 also eine CO2-Reduktion von 20% geschafft haben möchte. Und diesen Zweig, den ich gerade aufgezeigt habe, den kann man inzwischen für fast alle Firmen machen.


Die Werte sind natürlich in einen Vergleich gesetzt. Denn eine Bank hat es ja viel einfacher seine CO2-Werte klein zu halten als ein Stahlkonzern. Ein Unternehmen, das sich mit Dienstleistung beschäftigt ist eben weniger energieaufwändig als ein Unternehmen, das etwas produziert.



Ist es den Unternehmen denn nicht egal, ob ich das umweltfreundlich produzierte Produkt kaufe oder eines das weniger umweltfreundlich produziert wurde?


Eigentlich wird ja alles produziert, weil wir es kaufen. Ich meine als Konsument hat man den allergrößten Hebel überhaupt, indem man eben darauf achtet, was man kauft und das auch noch kommuniziert – wenn HP also weiß, dass ich dieses Produkt gekauft habe, weil es klimafreundlicher produziert wurde. So weit bin ich noch nicht aber zu jedem Produkt, das man über das Handy scannt wird noch einen Share-Button von facebook.com hinzukommen. Wenn die Firmen dann sehen, dass viele Leute dieses Produkt mögen, das klimafreundlich produziert wurde, dann merken die, dass das ein relevantes Thema für sie ist und dann kümmern sie sich darum.


Das Interview führte Ole Faß


Wenn ihr euch in Zukunft auch darüber informieren wollt, ob das Unternehmen dessen Produkt ihr kaufen wollt, klimafreundlich handelt, dann könnt ihr das unter www.nachhaltigskeitsampel.de mit der Nachhaltigkeitsampel von WeGreen machen. Wenn ihr sogar ein internetfähiges Smartphone habt, könnt ihr euch das kostenlose WeGreen-Programm unter www.barcoo.mobi runterladen und die Produkte direkt im Laden auf Nachhaltigkeit scannen.

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