Zu weit weg, zu kompliziert – gerade junge Menschen haben häufig das Gefühl, dass der Anschluss zur Politik fehlt.
So gingen bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2011 nur 51,8 Prozent der 18- bis unter 21-Jährigen an die Urnen – wenig im Vergleich zur allgemeinen Wahlbeteiligung von 62,3 Prozent. Erreicht die Stadtpolitik Jugendliche nicht? Darüber wird gestritten. Zugleich stellt sich die Frage: Wie können sich Jugendliche unter 18 Jahren überhaupt in die Berliner Politik einbringen?
Besonders der eigene Kiez liegt vielen Berlinern am Herzen. Umso erfreulicher, dass es gerade in der Kommunalpolitik einige Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren. Bestes Beispiel ist die Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Sie stellt auf der Bezirksebene die Volksvertretung dar und wählt den Bezirksbürgermeister. Was viele nicht wissen: Bei der BVV-Wahl, die ebenfalls am 18. September stattfindet, darf man schon mit 16 Jahren seine Stimme abgeben.
Die Sitzungen der BVV sind in der Regel öffentlich und erfordern keine Anmeldung – zusehen ist also erlaubt. Zusätzlich gibt es einige direktdemokratische Elemente. Wer der BVV beispielsweise Empfehlungen zu einem Vorgang geben möchte, kann einen sogenannten Einwohnerantrag einbringen – ebenfalls ab 16 Jahren. Sobald 1 000 Einwohner den Antrag unterschrieben haben, muss die BVV sich mit der Angelegenheit befassen und gegebenenfalls sogar bereits getroffene Entscheidungen neu diskutieren. So etwa im Fall des Protestes gegen den Umbau des Olivaer Platzes. Hier gab 2014 ein Einwohnerantrag den Anstoß, die Pläne abzuändern. Grundsätzlich sind zudem zu Beginn jeder BVV 60 Minuten zur Beantwortung von Einwohnerfragen vorgesehen, die zuvor schriftlich gestellt wurden.
Abseits solcher klassischer Partizipation existieren auch für unter 16-Jährige Möglichkeiten, sich in die Kiezpolitik einzumischen. So gibt es in einigen Stadtteilen Kinder- und Jugendparlamente. Hier kommt der politisch interessierte Nachwuchs zusammen, um die Belange junger Menschen zu besprechen – und anschließend in der BVV zu artikulieren. Gebildet werden die Gremien auf unterschiedliche Weise. Während das Parlament in Charlottenburg-Wilmersdorf jedem offensteht, muss sich, wer in Tempelhof-Schöneberg mitmachen will, von seiner Schule oder einer Jugendeinrichtung wählen lassen – zur neuen Wahlperiode ist das noch bis 31. Oktober möglich. Das Motto der Kinder- und Jugendparlamente gilt übrigens auch für alle anderen Beteiligungsformen: „Nur wer mitredet, kann etwas verändern.“
Leonie Schlick, 21 Jahre